Die Erfolgswelle des indischen Premierministers Narendra Modi ist bei der Landtagswahl in Delhi abrupt gebrochen worden. Seine hindu-nationalistische Partei BJP erhielt laut offiziellen Hochrechnungen kaum einen Sitz in der Hauptstadt. Überragender Sieger der Wahl ist die junge revolutionäre Aam Aadmi Party (AAP), die Partei des kleinen Mannes. Sie dürfte fast alle 70 Wahlkreise gewinnen. Modi gratulierte am Dienstag via Twitter.
Die Wahlen galten als Stimmungsbarometer für Modi, der sich auch persönlich stark im Wahlkampf in Delhi engagierte. Die BJP stellt seit Mai vergangenen Jahres die Regierung auf Bundesebene - damals gewann sie bei ihrem Erdrutschsieg in Indien auch in Delhi alle Wahlkreise.
Modi hatte den Menschen in dem 1,2-Milliarden-Land versprochen, Jobs zu schaffen, Straßen und Stromleitungen für alle zu bauen und die Korruption einzudämmen. Bisher laufen seine Reformvorhaben aber nur schleppend an. Unternehmer sind enttäuscht, dass die überbordende Bürokratie bislang kaum eingedämmt wurde. Die Hunderte Millionen Arme im Land beschweren sich, dass sie nach wie vor am Aufschwung Indiens kaum teilhaben.
Die AAP ging aus der Antikorruptionsbewegung vor einigen Jahren hervor. Sie versprach den Wählern in Delhi günstigere Strompreise, mehr Sicherheit für Frauen und kostenloses Wifi. Mit ihrer Basisorganisation erreichte AAP die Menschen. Die Wahlbeteiligung lag mit 67 Prozent so hoch wie nie zuvor in der Stadt.
Der AAP-Gründer und wahrscheinliche nächste Regierungschef Delhis, Arvind Kejriwal, dürfte Modi das Leben in den kommenden Jahren schwer machen. Bereits als Aktivist legte er den Finger immer wieder in die Wunden und zeigte auf, woran das politische System krankt. Nun dürfte er - da Delhi auch die Medienhauptstadt ist - noch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Außerdem werden andere Regional- und Splitterparteien aus dem AAP-Sieg neuen Mut schöpfen, in ihren Regionen stark gegen die BJP aufzutreten.
dpa - Bild: Prakash Singh (afp)