Frauen in Industriestaaten sterben heute eher an Lungenkrebs als an bösartigen Brusttumoren. Das berichten Wissenschaftler in einem Report, der anlässlich des Weltkrebstags (4. Februar) veröffentlicht wurde.
In den Industrieländern sind demnach 2012 rund 210.000 Frauen an Lungenkrebs gestorben - gefolgt von Brust- (198.000) und Dickdarmkrebs (158.000). In weniger entwickelten Ländern ist Brustkrebs bei Frauen das Tumorleiden mit der höchsten Mortalität. Bei Männern steht sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern Lungenkrebs an der Spitze der Statistik.
Rauchen ist die Hauptursache für bösartige Lungentumore. "Die jetzige Generation, die an Lungenkrebs verstirbt, hat vor etwa 30 bis 40 Jahren mit dem Rauchen begonnen - meistens im Alter von 14, 15 Jahren", sagt Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
Die Lungenkrebs-Zahlen spiegeln somit Entwicklungen im Rauchverhalten wider. In Staaten wie den USA oder Großbritannien, in denen bereits in der Mitte des 20. Jahrhunderts sehr viele Menschen zum Glimmstängel griffen, sind die Lungenkrebs-Mortalitäten der Männer heute abnehmend und bei den Frauen stagnierend.
In Ländern wie Spanien oder Ungarn gab es den Höhepunkt des Tabak-Trends erst später: Hier seien die Mortalitätszahlen bei den Männern sinkend, bei den Frauen steigend, heißt es in dem Bericht. Experten sehen diese Entwicklung mit Sorge. "Der Trend wird weitergehen, solange es nicht gelingt, die Frauen in den mittleren Lebensjahren dazu zu motivieren, mit dem Rauchen aufzuhören", sagt Pötschke-Langer vom DKFZ.
Im Vergleich zu Männern seien Frauen aus verschiedenen Gründen vulnerabler für Rauchen und die Folgeerkrankung Lungenkrebs, sagt Pötschke-Langer. "Die Frauen bleiben - wenn sie einmal mit dem Rauchen angefangen haben - fast jahrzehntelang stabil in ihrem Verhalten." Auch die Menge an Zigaretten sei hierbei problematisch. "Je mehr geraucht wird, desto mehr wird auch gestorben. Das betrifft Frauen genauso viel wie Männer", sagt die Medizinerin. Jedoch müssten Frauen offensichtlich weniger rauchen, um Lungenkrebs zu bekommen. "Sie reagieren sensibler auf die krebserzeugenden Stoffe und andere Gifte im Tabakrauch als Männer."
In dem gemeinsamen Report der American Cancer Society und der International Agency for Research on Cancer wird auch auf weitere aktuelle Zahlen, Entwicklungen und Risiken des globalen Krebsleidens hingewiesen: Dem Bericht zufolge sind 2012 weltweit schätzungsweise 14,1 Millionen Menschen neu an Krebs erkrankt, die Zahl der Krebstoten lag in dem Jahr bei 8,2 Millionen.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass in Zukunft noch mehr Menschen an Krebs erkranken und sterben werden. Zum einen, weil die Weltbevölkerung wächst und altert. Zum anderen, weil mit dem wirtschaftlichen Wachstum und der Urbanisierung in weiten Teilen der Welt auch Risikofaktoren für Krebs assoziiert seien - etwa Übergewicht, Rauchen und weniger Bewegung.
"Ein erheblicher Teil des weltweiten Krebsleidens könnte durch bereits bestehendes Wissen zur Kontrolle von Krebs verhindert werden", schreiben die Forscher. Dazu zählten Maßnahmen wie Tabak-Kontrolle, Impfungen zur Prävention von Gebärmutterhalskrebs, frühe Diagnosen sowie Förderung von Sport und gesunder Ernährung.
Von Lisa Krassuski, dpa - Bild: Bruno Arnold/BELGA