Ägypten kommt nach den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Islamisten und Sicherheitskräften nicht zur Ruhe. Im Kairoer Stadtteil Matarija hätten Hunderte Anhänger der verbotenen Muslimbruderschaft die Nacht hindurch auf den Straßen ausgeharrt, berichtete ein Reporter der Tageszeitung «El-Balad» am Montagmorgen.
In dem Stadtteil waren am Wochenende mindestens zehn Menschen bei Straßenschlachten ums Leben gekommen. Insgesamt 18 Menschen wurden bei Gewaltexzessen am vierten Jahrestag der Revolution in Ägypten getötet, unter ihnen drei Polizisten. Mindestens 82 weitere Menschen wurden verletzt, wie das Gesundheitsministerium am Sonntagabend mitteilte. Das Innenministerium sprach von 150 Festnahmen.
Zu den Protesten hatten unter anderem Anhänger des im Juli 2013 gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi aufgerufen. Sie betrachten die Herrschaft des derzeitigen Staatschefs Abdel Fattah al-Sisi als illegitim.
Al-Sisi war Militärchef, als die Armee nach Massenprotesten die Herrschaft der islamistischen Muslimbrüder beendete. Die ägyptische Führung hat die Muslimbruderschaft inzwischen zur Terrororganisation erklärt. Sicherheitskräfte gehen mit aller Härte gegen deren Mitglieder und Sympathisanten vor.
Bereits am Samstagabend wurde in Kairo unweit des Tahrir-Platzes eine Demonstrantin bei einem Trauermarsch für die Opfer der Revolution getötet. Die 32-jährige Schaima al-Sabagh sei mit Schrotkugeln erschossen worden, teilten Aktivisten am Sonntag auf einer Pressekonferenz mit. Polizisten hätten die Schüsse abgefeuert, um den Marsch gewaltsam aufzulösen.
Das Innenministerium hingegen machte nicht näher definierte «Bewaffnete» verantwortlich. Die Kairoer Staatsanwaltschaft versprach, die bei der Auflösung des Trauermarsches beteiligten Beamten zu befragen.
In Ägypten fällt der Jahrestag des Ausbruchs der Revolution, die Anfang 2011 zum Sturz des Langzeitmachthabers Husni Mubarak führte, auf den landesweit gefeierten «Tag der Polizei». Der 25. Januar ist daher ein Feiertag, Versammlungen zum Gedenken an die 2011 getöteten Demonstranten werden jedoch aus Sicherheitsgründen verboten. Bei den Protesten gegen Mubarak starben mehr als 800 Menschen.
dpa/sh - BIld: Tarek Abdel Hamid (afp)