Die Veröffentlichung einer Mohammed-Karikatur in der neuen Ausgabe des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" hat in Teilen der islamischen Welt gewaltsame Proteste entfacht. Im zentralafrikanischen Niger zogen Muslime den zweiten Tag in Folge auf die Straßen. Mehrere Kirchen wurden angesteckt. Zehn Menschen starben seit Freitag, wie der Präsident des Landes, Mahamadou Issoufou, am Samstagabend in einer Rede an die Nation mitteilte. Auch in anderen Ländern wie etwa Pakistan und Algerien hatte es zuletzt teils gewaltsame Demonstrationen gegen die Zeichnung gegeben.
Mit der Veröffentlichung der Mohammed-Karikatur auf dem jüngsten Titel wollen die Macher von "Charlie Hebdo" einem Terrorangriff auf die Redaktion des Magazins trotzen. Dabei waren vor gut eineinhalb Wochen zwölf Menschen getötet worden. Als Hintergrund der Attacke mutmaßlich islamistischer Terroristen gelten teils sehr derbe frühere Mohammed-Karikaturen in dem Heft. Nach den Glaubensvorstellungen von Muslimen sollen weder Gott noch der Prophet Mohammed bildlich dargestellt werden. "Charlie Hebdo"-Chefredakteur Gérard Biard verteidigte in einem Interview das Vorgehen der Zeitschrift.
Wie der nigerische Präsident Issoufou mitteilte, kamen am Samstag bei Protesten in der Hauptstadt Niamey fünf Menschen ums Leben, vier davon in Kirchen und Bars. Weitere fünf Menschen starben demnach am Freitag in der südlichen Stadt Zinder.
Ein örtlicher Journalist sagte der Deutschen Presse-Agentur am Telefon, in Niamey seien am Samstag mindestens sieben Kirchen angezündet worden, darunter das größte protestantische Gotteshaus. Auch eine französische Fahne wurde angesteckt. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Angreifer ein. Die französische Botschaft rief ihre Landsleute auf, zu Hause zu bleiben. Die Bevölkerung des Wüstenstaates Niger ist überwiegend muslimisch.
"Charlie Hebdo"-Chefredakteur Briard hielt den Protesten entgegen: "Jedes Mal, wenn wir eine Karikatur Mohammeds zeichnen; jedes Mal, wenn wir eine Karikatur eines Propheten zeichnen; jedes Mal, wenn wir eine Karikatur Gottes zeichnen, verteidigen wir die Religionsfreiheit", sagte er NBC News laut englischer Übersetzung des US-Senders. Gott dürfe keine politische oder öffentliche Gestalt sein, sondern lediglich eine private. Der Sender veröffentlichte im Internet einen Auszug des Gesprächs, in Gänze soll es am Sonntag ausgestrahlt werden.
Zu großen Protesten in Teilen der islamischen Welt gegen Mohammed-Karikaturen war es bereits vor rund zehn Jahren einmal gekommen. Grund waren die Zeichnungen, die der Däne Kurt Westergaard für die Zeitung "Jyllands-Posten" anfertigte. Mehrfach waren Westergaard und die Zeitung in den Jahren darauf Ziel von Anschlägen.
dpa/sh - Bild: Boureima Hama (afp)
Zeigt sich hier nicht das wahre muslimische Gesicht?