Bei einer der größten Kundgebungen der Nachkriegszeit haben Hunderttausende in Paris zusammen mit Staats- und Regierungschefs dem Terrorismus ihre Solidarität entgegengesetzt.
Frankreichs Staatspräsident François Hollande und Spitzenpolitiker aus aller Welt versammelten sich unweit der von Menschen übersäten Place de la République. Außerhalb von Paris demonstrierten in zahlreichen französischen Städten insgesamt rund 500.000 Menschen, berichteten französische Medien.
Bei dem großen Marsch in Paris liefen Angehörige von Terroropfern an der Spitze. Auf Transparenten und Schildern stand: "Je suis Charlie, policier, juif" oder "Holt eure Stifte heraus". Eine Welle von islamistischen Terroranschlägen, Morden und Geiselnahmen hatte in der vorigen Woche das Leben von 17 unschuldigen Menschen ausgelöscht. Allein der Überfall auf die Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" forderte am Mittwoch zwölf Todesopfer.
An dem Marsch nahmen auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Palästinenserchef Mahmud Abbas und EU-Ratspräsident Donald Tusk teil. Etwa 50 Staats- und Regierungschefs nahmen an dem Schweigemarsch teil. Belgien war unter anderem durch Premierminister Charles Michel vertreten, der wie zahlreiche europäische Regierungschefs zuvor von Hollande im Elysée-Palast empfangen worden war. Tausende Polizisten und Soldaten waren für die Sicherung des Solidaritätsmarsches im Osten von Paris mobilisiert.
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Charlie Hebdo: Solidaritätsmarsch in Brüssel
"Islamist zu sein und in einem koscheren Supermarkt zu enden. Eine Zeitschrift zu töten und in einer Druckerei zu sterben. Wenn Gott existiert, hat er Humor." (Aufschrift eines Schildes beim Pariser Solidaritätsmarsch)
Suche geht weiter
Nach dem dramatischen Ende der Anti-Terror-Einsätze in Frankreich suchten die Ermittler auch am Sonntag noch mögliche Unterstützer der islamistischen Gewalttäter. Nach dem Tod der Attentäter am Freitag gilt weiterhin die höchste Alarmstufe. Intensiv gefahndet wurde nach der flüchtigen Lebensgefährtin von Amedy Coulibaly. Die 26-Jährige soll Frankreich aber schon einige Tage vor dem Anschlag auf das Satireblatt "Charlie Hebdo" verlassen haben.
Von Coulibaly tauchte ein postum zusammengestelltes Video im Internet auf. Die Aufnahmen zeigten Coulibaly und seien über einen Twitter-Account mit Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verbreitet worden, teilte die Beobachtungsplattform Site am Sonntag mit. Sein Handeln begründet der spätere Attentäter in einer der Aufnahmen in französischer Sprache mit den Angriffen der westlichen Koalition auf die Gebiete des IS. Der Internetdienst Site hielt das Video für authentisch.
dpa/br/rtbf/rkr - Bild: Bertrand Guay/BELGA