Frankreichs Staatspräsident François Hollande hat am Sonntag im Élysée-Palast die Spitzenvertreter der jüdischen Gemeinde des Landes empfangen. Der Großrabbiner von Frankreich, Haïm Korsia, und der Präsident der jüdischen Dachorganisation (Crif), Roger Cukiermann, führten die Delegation an.
Hollande habe versprochen, alle Schulen und Synagogen im Land überwachen zu lassen. Zum Schutz der jüdischen Einrichtungen würden auch Soldaten eingesetzt, sollte dies notwendig werden. Weitere Themen der Begegnung waren demnach der Antisemitismus im Internet und die Radikalisierung junger Muslime in französischen Gefängnissen.
Auch Regierungschef Manuel Valls nahm an der Begegnung teil. Sie erfolgte wenige Stunden vor dem Pariser Schweigemarsch in Gedenken an die Opfer der islamistischen Anschläge. Einer der Attentäter hatte am Freitag in einem koscheren Geschäft Geiseln genommen und nach Angaben der Staatsanwaltschaft vier Menschen erschossen. Hollande will am Abend die große Synagoge von Paris besuchen, um dort der jüdischen Opfer der Terroranschläge zu gedenken.
Begräbnis in Jerusalem für Opfer von Pariser Anschlag
Mindestens eines der vier jüdischen Opfer des Anschlags auf einen koscheren Supermarkt in Paris soll am Dienstag in Jerusalem beigesetzt werden. Der Vater von Joav Hattab (21) habe dies im Gespräch mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bestätigt, berichtete der israelische Rundfunk am Sonntag. Bei dem Vater Benjamin Hattab handele es sich um einen ranghohen Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Tunesien.
Auch die Familien der drei weiteren jüdischen Opfer, Johan Cohen, Philippe Braham und François-Michel Saada, erwägten eine Beisetzung in Israel. Vor fast drei Jahren waren die Terroropfer an einer jüdischen Schule in der französischen Stadt Toulouse in Jerusalem beerdigt worden. Im März 2012 hatte der Islamist Mohamed Merah vor einem Gymnasium in Toulouse drei Kinder und einen Lehrer erschossen.
Netanjahu forderte Juden in Frankreich angesichts der Terrorwelle in Paris zur Auswanderung nach Israel auf. "Jeder Jude, der nach Israel einwandern will, wird hier mit offenen Armen empfangen", sagte Netanjahu am Sonntag vor seiner Abreise nach Paris. Gemeinsam mit Außenminister Avigdor Lieberman und Wirtschaftsminister Naftali Bennett wird er an der Solidaritätsdemonstration teilnehmen. "Der radikale Islam bedroht die ganze Welt", betonte der Regierungschef.
dpa/dlf/cd/rkr/km - Bild: Dominique Faget/AFP