Durcheinander im Kopf. Und immer wieder diese Bilder verwackelter Videoaufnahmen. Ein flüchtender Attentäter hebt in letzter Sekunde seinen verlorenen Schuh von der Straße auf. Der Ton läuft: "Allahu Akbar", Allah ist groß. Fassungslosigkeit und Tränen. Kurz danach gehen spontan Menschen auf die Straße. In Paris. In Brüssel. In Berlin und Moskau. "Je suis Charlie". Wir alle sind getroffen. Und wir alle stehen auf.
Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre dass Charb umsonst gestorben ist, sagt die Lebensgefährtin des Chefredakteurs im französischen Fernsehen. Weltweit solidarisiert sich die Presse mit ihren ermordeten Kollegen. Weltweit antworten Menschen auf die Kugeln der Attentäter mit hoch gehaltenen Stiften. Und Charlie Hebdo wird kommende Woche eine neue Ausgabe veröffentlichen. Somit lebt die Überzeugung von Charb und seinen ermordeten Mitstreitern weiter.
Während Hunderttausende sich spontan friedlich aufrichten, laufen andere Hundertausende Sturm gegen den Islam. "Wer war es wieder?", fragt eine gutbürgerliche Mutter auf Facebook: "Immer wieder dieses Pack"! Daumen hoch, für so viel Hass. Es schert sie kaum, dass ihr Sohn Mathis mit Abslam und Fatima, mit Mohammed und Aisha schon längst eine Klasse teilt.
Wo bleiben die Gegendemonstrationen der Muslime, fragen andere. Dabei haben sich viele längst unter alle anderen gemischt. Muslime halten ebenso Stifte in den Himmel, verurteilen das Blutvergießen im Namen Allahs und zeigen trotzig den "Je suis Charlie"-Schriftzug.
Es hilft alles nicht. In ganz Europa fürchten sich die Menschen. Sie fürchten sich vor dem Islam... oder bangen sie doch irrigerweise mehr um ihren Wohlstand? Schlimmer noch: Aus Angst wird Hass. Der Islam gilt für immer mehr Menschen als das Feindbild Nummer eins. Nicht erst seit Mittwoch. Was schleichend Anfang der 2000er Jahre begann, ist heute salonfähig. Quer durch alle Gesellschaftsschichten treten Bürger gegen eine angebliche Islamisierung an. Das ist ernst zu nehmen. Denn neue Kreuzzüge nach dem Vorbild von Pegida sind für UNSEREN Frieden im Alltag weitaus gefährlicher als vereinzelte Wahnsinnstaten extremistischer Terroristen.
Wenn wir wirklich unser Gesellschaftsmodell schützen wollen, unsere hart erkämpften Werte von Freiheit, Gleichheit und Demokratie auch der nächsten Generation glaubhaft vermitteln möchten, müssen wir jetzt eng zusammenstehen. Beenden wir das Denken in Religionsgruppen. Die digitale Vernetzung der Welt ist Realität. Und nicht mehr rückgängig zu machen. Höchste Zeit, diese Öffnung auch gesellschaftlich zu leben. Nicht wortlos aneinander vorbei zu gehen - damit fängt das Miteinander an.
Gefordert ist ein jeder von uns. Genauso wie die Politik. Eine Verschärfung der öffentlichen Sicherheit, wie so oft angekündigt, ist keine Lösung - sondern nur ein Zeichen von Hilflosigkeit. Vielmehr brauchen wir Investitionen in eine aktive Eingliederungspolitik: Intensive Sprachkurse für alle Migranten. Mehr Lehrer für ein Miteinander der Kinder auf Augenhöhe. Mehr Geld für aktive Integrationsarbeit in den Gemeinden. Und nicht zuletzt braucht es Jobs. Sich selbst seinen Lebensunterhalt verdienen zu können und zu dürfen, sollte ein Menschenrecht sein.
Es geht um die Zukunft von Abslam - aber auch um die von Mathis. Diese Kinder dürfen nicht in einem Klima der Angst auf einer Schulbank sitzen. Es braucht einen Kit für diese neue Generation. Ein gemeinsames Ziel für eine vielfältige, aber friedliche und damit starke Gesellschaft. Sonst sind Charb und alle anderen tatsächlich umsonst gestorben.
Bild: BRF
Habe gerade diesen Kommentar von S. DOEPGEN gehört, deren voluntaristischer Humanismus echt oder auch karrieristisch begründet sein mag. Egal ! Nur so viel zum Facebook-Eintrag der in DOEPGEN’ s Kommentar genannten “gutbürgerlichen Mutter”: Kollegen aus der Rue de Dison (“Klein-Marrakesch”) in VERVIERS berichten mir, dass sie am Mittwoch, noch vor jeder Meldung in den Medien, eine Auto-Karawane nordafrikanischer Migranten in bewusster Rue de Dison vernahmen, die sich laut hupend, wie nach einem gewonnenen Fußballspiel, ihren Weg durch die Straße bahnte. Aber zur Mittagszeit des 7/1/2015 hatte gar kein Fußballspiel stattgefunden ! Auch keine muslimische Hochzeit ! Erst später, nach den Nachrichten, verstanden sie den Grund dieses hupenden Autokonvois. Das ist ein konkretes Erlebnis des “Integrationswillens” dieser Bevölkerungsschichten. Da verblasst DOEPGEN’ s Kommentar zum intellektuellen, gut meinenden Theoretisieren !
Mit freundlichen Grüßen,
K-D Michaelis (aus Sankt-Vith)
"Denn neue Kreuzzüge nach dem Vorbild von Pegida sind für UNSEREN Frieden im Alltag weitaus gefährlicher als vereinzelte Wahnsinnstaten extremistischer Terroristen." ... Mit Verlaub: Eine Unverschämtheit friedliche Demonstranten als weitaus gefährlicher als brutale Mehrfach-Mördern einzustufen. Es sind die Attentäter von Paris, welche die westliche Demokratie abschaffen möchten und dafür auch vor Menschenleben nicht zurückschrecken, nicht die PEGIDA in Dresden.
Die Menschen reagieren zurecht mit Abneigung gegenüber den Islam. Man muss sich nur vor Augen führen, dass in keinem mehrheitlich islamischen Staaten (auch nicht in der angeblich so laizistischen Republik Türkei) die Gültigkeit der Menschenrechte umgesetzt werden.
Zum letzten Kommentarabseits sei gesagt: Integration ist eine Bringschuld des sich zu Integrierenden! Dass männliche muslimische Schüler in europäischen Schulen Angst haben müssten halte ich für ein Gerücht. Eher haben christliche und besonders jüdische Schüler Angst - und zwar vor (männlichen) Muslimen!
Wichtig ist natürlich, dass aus dem Kampf gegen den Islam als demokratie- und menschenrechtsfeindliche Gesinnung kein Kampf gegen Menschen muslimischer Religionszugehörigkeit wird. Unsere freiheitlich-demokratischen Werte müssen jedoch endlich klipp und klar verteidigt werden. Es darf keine Toleranz gegenüber denjenigen geben, die unsere Demokratie abschaffen möchten.
Sehr guter Artikel! Genau so sehe ich das auch.
Herr Michaelis, ich habe von einem Freund von meinem Onkel gehört das in China gestern ein Sack Reis umgefallen ist. Es ist immer gefährlich solche Sachen so einfach weiterzugeben. Mann sollte nicht alles glauben was einem aufgetischt wird. Da ist schnell mal das eine oder andere erfunden oder hinzuinterpretiert worden.
Haben ihre Kollegen nachgefragt wieso die leute hupen? Kann doch auch ne Hochzeit oder ein Geburtstag oder sonst was gewesen sein. Genau das was sie da hinschreiben ist die Art von hetze die auch die Pegida betreibt. Und wenn die Leute sich wirklich gefreut haben über den Anschlag dann ist das noch lange keine Aussage auf den integrationswille aller Muslime. Dann ist das ne Minderheit. Nicht die Muslime sind unser Feinde sondern der Terrorismus!!!!
Billig, Simone, zu billig. Wie "einfach korrekt" Sie es sich machen!
Allen, die weiterhin meinen, dass der Islam Frieden, Freiheit und Demokratie bedeute und nichts - aber auch gar nichts - mit dem Pariser Anschlag zu tun hätte, seien die jüngsten Äußerungen der Niederländerin und US-Amerikanerin Ayaan Hirsi Ali (*1969 in Mogadischu/Somalia) dringend empfohlen. Ich versichere Ihnen: Keine Christin, Keine Weißhäutige, Keine PEGIDA-Demonstrantin! Diese Frau weiß wovon sie redet.
Nein Frau Doepgen, nur eine Minderheit macht 1,6 Milliarden Muslime für den Terror verantwortlich. Ich lebe in einem Stadtteil mit hohen Muslimanteill, auch dort kann man gut und friedlich leben. Aber dort gibt es sie auch, die muslimische Parallelgesellschaft. In Schulen, wo die Muslime die Mehrheit haben, dürfen SchülerInnen kein Schweinefleich mehr auf ‘ s Pausenbrot mitbringen, weil sich vielleicht muslimische Kinder daran stören. Welche Gruppe ist denn intolerant? Solche diktatorischen Maßnahmen vergiften das Klima. Lächerliche Kleinigkeit? Vielleicht! Aber was ist denn, wenn die Muslime erstmal in der Gesellschaft die Mehrheit haben? Wieviel Rechte haben wir “Ungläubige” dann noch? Wo bleibt der tolerante und demokratische Islam? Denn, es gibt keinen Staat mit einer muslimischen Mehrheit, in der Minderheiten gleichberechtigt behandelt werden. Das, und nicht der Terrorismus einer Minderheit, treibt die Menschen zu den “Rechtspopulisten”. Aber die Realität interessiert Frau Doepgen nicht, Sie machen lieber eine gutbürgerliche Mutter für den angeblichen Hass verantwortlich. Heinz Buschkowsky, Bürgermeister von Berlin-Neukölln sagt: Multikulti ist gescheitert. Der Mann lebt ja auch in der Realität, und nicht in einer Traumwelt.
Werter Herr Michaelis,
folgendes geschah am Mittwoch, 7/1/15, in der Nähe von "Klein Marrakesch": Verviers: Protest nach Tod eines psychisch Kranken durch Polizeieinsatz
Das ganze hatte nichts mit Integrations(un)willen
zu tun. Übrigens: die nordafikanischen Migranten waren zum großen Teil türkischstämmige Mitbürger.
Der Polizist, der den psychisch Kranken in Notwehr erschossen hat, ist ist wahrscheinlich genauso betroffen und unglücklich wie die Freunde des Opfers.
- Apropos Karikaturen. Als vor einigen Jahren Mohammed-Karikaturen in einigen europäischen Zeitungen erschienen, waren da alle einverstanden? NEIN, die allerwenigsten. Die Mehrheit der Presse wollte sich an diesen Islamfeindlichen Aktionen NICHT Beteiligen, und nun prahlen alle “je suis charlie”. Ehrlicher Wäre “je n’étais jamais charlie”, ihr Heuchler!
– Als vor einigen Jahren die NSU-Morde bekannt wurden, da kam der Befehl aus Berlin, dass sich alle Deutschen schämen sollten. Und die Medien machten mit. Jetzt haben Islamisten ein Dutzend Menschen umgebracht, dann sollen sich die Muslime gefälligst auch schämen! Ist das so richtig, Frau Angela Merkel?
– Frau Doepgen. Machen Sie mal des nächste Mal eine Reportage über die Zwangsehe, dann sehen sie mal, was importierter Islam in einer Parallelgesellschaft anrichtet, vor allem mit Frauen. Die Nichtmuslime sind das nicht schuld!
@Arnold DEDERICHS (10/01/2015 ; 14 Uhr 31):
Sehr geehrter Herr Dederichs,
der tödliche Schuss auf unseren türkischen Mitbürger Cemil Kaya fiel laut “LaNouvelleGazette” und "L'avenir" um “kurz nach 11 Uhr”. Laut "La Meuse de Verviers" fand der Protest der Viertelanwohner erst im Nachmitttag statt. Der hupende Autokonvoi fand aber zwischen 12 und 13 Uhr, noch vor der “Rtbf”-Sondersendung statt. Die “Rtfb” hatte den Pariser Anschlag während ihrer 12 Uhr-Nachrichten erstmals erwähnt.
Natürlich könnte der hupende Autokonvoi auch mit der Trauer über die vermeintliche “Hinrichtung” unseres türkischen Mitbürgers Cemil Kaya durch die Vervierser Polizei zu tun haben, aber es erscheint mir sehr unwahrscheinlich, dass Türken ihre Trauer auf die gleiche Weise wie bei einem gewonnenen Fussballspiel ausdrücken.
Wie gesagt, die Zeitung “La Meuse” sprach von einer Menschenansammlung am Todesort selbst, und zwar erst am Nachmittag.
K-D Michaelis (Sankt-Vith)
@Alexander KLEIN (10/01/2015 ; 10 Uhr 49):
Nein, Herr Klein. Ich glaube nicht, dass in China gestern ein Reissack umfiel, ein Sandsack war's ! Und ich befürchte, dass die von Herrn Klein vertretene Scheuklappenblindheit dazu führen wird, dass auch in Belgien demnächst wieder Sandsäcke vor "sensiblen" Einrichtungen aufgetürmt werden müssen.
Was das Geschehen in der Vervierser "Rue de Dison" angeht, so vertraue ich meinen Kollegen, die im Schnitt seit 25 Jahren ein Drittel des Tages in dieser "Klein-Marrakesch" genannten Straße verbringen. Nein, es waren definitiv keine Hochzeitskarawane, keine Braut, kein Geburtstagskind, auch kein Trauerzug !
Mein "Posting" vom 9/1/2015 hat mit Hetze nichts zu tun, mit PEGIDA-Demonstrationen schon gar nicht, sondern ist ein Erlebnisbericht dessen, was gewisse Einwohner von "Klein-Marrakesch" unter "Integration" verstehen: nämlich Integrismus (kommt auch bei gewissen Laïzisten vor) !
K-D Michaelis (Sankt-Vith)
@ Herr Werner Radermacher, Sie sprechen mir aus der Seele. Scheinbar übertreibt man nicht, wenn man Frau
Doepgen das "Gutmenschen-Statut" verleiht!
Der BRF veröffentlicht in seinem Forum leider keine Links zu anderen Presseveröffentlichungen. (Habe gestern vergeblich versucht, einen Link zu einem Zeit-Online-Artikel zu posten). Dies ist bedauerlich, da es vor allem in der geschriebenen Presse zahlreiche Veröffentlichungen gibt, die sich wohltuend von den politisch korrekten Aussagen unterscheiden, die z.Z. von Politikern und angepassten Journalisten abgesondert werden: Veröffentlichungen kritischer, sachkundiger Journalisten, kritischer und selbstkritischer Islam-Kenner, kritischer und selbstkritischer Muslime...
Damit überlässt der BRF einem anderen ostbelgischen Meinungsforum das Feld, in dem neben intellektuellem Müll auch viele interessante Links zu lesenswerten Beiträgen zu finden sind, die dazu beitragen, Zusammenhänge besser zu verstehen und sich eine fundierte Meinung zu bilden. Es gehört m.E. auch zum Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders in einem öffentlichen Forum solche Hinweise, die zur Meinungsbildung beitragen, zuzulassen. Oder wovor habt ihr Angst ?
Guten Tag Herr Scholzen,
Sie haben den "Nagel auf den Kopf" getroffen. Ich stimme Ihnen voll zu. Zu so später Stunde noch so helle Gedanken zu haben, ist schon grandios
Sie verbreiten sowieso eine Meinung, der der meinigen sehr ähnlich ist.
Übrigens, ich bin Mario Meis, der für ein christliches Abendland ist und sonst nichts.
Oder darf man das heute nicht mehr sein?
Frau Doepgen schreibt: Quer durch alle Gesellschaftsschichten treten Bürger gegen eine angebliche Islamisierung an. Das ist ernst zu nehmen. Denn neue Kreuzzüge nach dem Vorbild von Pegida sind für UNSEREN Frieden im Alltag weitaus gefährlicher als vereinzelte Wahnsinnstaten extremistischer Terroristen.
Das ist unfassbar: eine Gruppe harmloser Spaziergänger ist also weitaus gefährlicher als eine weltweit operierende Terrororganisation, die kaltblütig Andersgläubige liquidiert.
Herr Radermacher, die Pegida als "harmlose Spaziergänger" zu bezeichnen, ist starker Tubak. Die würden auch gerne Andersgläubige liquidieren. Und das ist für unseren Frieden eine Bedrohung. Oder soll man immer erst reagieren, wenn es zu spät ist? Und ja, im Fall Paris ist zu spät reagiert worden. Bekannte und bekennende Islamisten gehören weggesperrt. Wieso gibt es hier in diesem Forum nur schwarz oder weiß? Die Antworten sind doch wie immer dazwischen zu finden. Gegen Extremisten muss mit aller Härte vorgegangen werden. Aber ich weigere mich, jedem einzelnen Moslem böse Absichten zu unterstellen.
Herr Schröder, ich bin kein “Pegida-Fan” und man kann über Pegida geteilter Meinung sein. Aber die wollen bestimmt keine Andersgläubige liquidieren. Haben Sie die 19 Punkte der Pegida schon mal gelesen? Dann erklären Sie mir bitte mal, was daran rechtsextrem ist. Aber ich will die Pegida-Bewegung nicht bewerten, aber auch für diese Leute gilt das Demonstrationsrecht. Genauso wie Salafisten demonstrieren dürfen. Schlimm die Ausfälle führender Politiker gegen Pegida: Nazis in Nadelstreifen(NRW Innenminister Jäger) oder Rattenfänger(Sachen Innenminister Uhlig). Wer spaltet denn hier? An den staatlich organisierten Gegendemos nehmen Linksextreme und Milli Görüs teil.
Und natürlich ist der große Teil der muslimischen Bevölkerung friedlich. Das bestreitet, wenn überhaupt, doch nur eine Minderheit.