Der 88 Jahre alte Béji Caïd Essebsi ist am Mittwoch in Tunis zum ersten frei gewählten Präsidenten des Geburtslandes des Arabischen Frühlings gewählt worden.
Die Amtseinführungszeremonie im Parlament beendete die vierjährige Übergangszeit seit dem Sturz des Langzeitherrschers Zine el Abidine Ben Ali - und markiert die erste demokratische Machtübergabe in dem nordafrikanischen Land. Essebsi übernimmt das Amt von Übergangspräsident Moncef Marzouki.
Essebsi war aus einer Stichwahl gegen Marzouki am Sonntag vergangener Woche mit 55,68 Prozent der Stimmen als Sieger hervorgegangen. Der Abstimmung war Ende Oktober eine Parlamentswahl vorangegangen, bei der Essebsis Partei Nidaa Tounes die meisten Sitze holte.
Essebsis Gegner befürchten daher, dass die Nidaa Tounes zu viel Macht bekommen könnte. In Essebsi selbst sehen sie einen Vertreter des alten Regimes. Der Politikveteran war bereits im Kabinett von Staatsgründer Habib Bourguiba tätig.
Bei seinem Amtsantritt versprach Essebsi vor allem seinen Kritikern, Präsident aller Tunesier sein zu wollen. "Wir haben das Kapitel der Rivalität beendet", sagte das Staatsoberhaupt. "Es kann für Tunesien keine Zukunft ohne nationale Aussöhnung geben".
In Tunesien hatten im Dezember 2010 Proteste gegen Diktator Ben Ali begonnen und ähnliche Aufstände in Ägypten, Libyen, Jemen und Syrien inspiriert. Trotz mehrerer politischer Krisen haben die Tunesier bisher als einzige ihren demokratischen Prozess abgeschlossen - mit neuer Verfassung, neuem Parlament und nun auch dem ersten demokratisch gewählten Präsidenten.
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