Das Hoffen und Bangen hat ein Ende: Die Rettung der Menschen von Bord der havarierten Adria-Fähre "Norman Atlantic" ist nach etwa 36 Stunden zu Ende gegangen.
Bislang wurden acht Menschen tot geborgen, sagte der italienische Transportminister Maurizio Lupi am Montag. Die Identität war noch unklar.
427 Menschen seien gerettet worden, darunter waren auch drei Belgier. Von Bord sei als letzter auch der Kapitän gegangen, teilte die italienische Küstenwache am Montag mit.
An Bord waren laut Passagierliste 478 Menschen. Demnach ist das Schicksal von 43 Menschen noch unklar. Andere Quellen sprechen von 39 möglichen Vermissten. Die Suche gehe weiter.
Die Fähre der griechischen Anek-Lines liegt noch vor der albanischen Küste. Die ganze Nacht hatten die Retter die Menschen mit Hubschraubern von Bord der qualmenden Fähre gebracht. Wind, Dunkelheit und Kälte erschwerten die Operation.
Das Containerschiff "Spirit of Piraeus" lief mit 49 Geretteten am Morgen in Bari ein. Ein weiteres Schiff mit knapp 70 Geretteten war auf dem Weg nach Igoumenitsa in Griechenland, viele Gerettete waren außerdem noch auf dem Marineschiff "San Giorgio" unterwegs.
Ermittlungen eingeleitet
Ein Augenzeuge erzählte, er habe Leichen gesehen. Andere erzählten von Schlägereien an Bord. Und wieder andere erhoben schwere Vorwürfe gegen die Besatzung. "Eigentlich hätten wir mit einem anderen Schiff fahren sollen. Wir haben das erst im Hafen gemerkt. Als wir es gesehen haben, ist uns etwas mulmig geworden", sagte Rania Fyreou im griechischen Fernsehen. "Auf dem Schiff gab es keinerlei Koordination. Das Personal war praktisch nicht vorhanden."
Die Staatsanwaltschaften in Bari und Brindisi leiteten Ermittlungen wegen fahrlässigen Schiffbruchs und fahrlässiger Tötung ein. Die italienische Reederei Visentini erklärte, mit den Behörden zu kooperieren. Das Schiff habe alle Zertifikate gehabt und sei fahrtüchtig gewesen. Bei einer Inspektion am 19. Dezember waren leichtere Mängel an der "Norman Atlantic" moniert worden.
Über die Ursache des Brandes, der vermutlich im Autodeck ausgebrochen war, wurde weiter spekuliert. Lkw-Fahrer berichteten in griechischen Medien, dass das Fahrzeugdeck überladen gewesen sei. Viele Laster hätten Olivenöl geladen. Ein Funke könne da schnell einen Brand auslösen.
dpa/okr - Bild: Marina Militare/AFP