Wolkenbruch in Thailand, Überschwemmungen in Indonesien und Sri Lanka: Zum 10. Jahrestag der Tsunamikatastrophe hat die Natur ihre Unberechenbarkeit und Gewalt am zweiten Weihnachtstag erneut unter Beweis gestellt. Während Menschen in aller Welt der unzähligen Opfer der Katastrophe von 2004 gedachten, kämpften in den damals am schwersten betroffenen Gebieten im indonesischen Aceh und auf Sri Lanka fast eine Million Menschen gegen schwere Überschwemmungen.
Der Tsunami wurde 2004 durch eins der schwersten je registrierten Erdbeben unter dem Meeresboden ausgelöst. Er brach mit 20 Meter hohen Wellen über Aceh herein, wo 170.000 Menschen umkamen. In Sri Lanka überlebten 40.000 Menschen die Katastrophe nicht. Insgesamt kamen in 14 Ländern fast eine Viertelmillion Menschen um.
In Banda Aceh waren Tausende Menschen in die Moscheen gekommen. Die Provinz ist streng islamisch. «Ich bete, dass die Opfer im Himmel sind und ihre Sünden vergeben werden», meinte Azimah, die wie viele Indonesier nur einen Namen hat. «Die Katastrophe zeigt, dass wir auch die dunkelsten Stunden überleben, wenn wir zusammenhalten», sagte Muhammad Anwar.
Neben der Trauer äußerten viele Redner Dankbarkeit, darunter der indonesische Vizepräsident Jusuf Kalla. «Ich habe noch nie eine so außergewöhnliche Solidarität und Großzügigkeit erlebt», sagte er. «Sogar die Kinder aus aller Welt, von Deutschland bis zu den Vereinigten Staaten, haben ihre Sparschweine geknackt und den Tsunami-Opfern Geld geschickt.»
In Indien kamen Menschen auch zu Gebeten zusammen. Auf den schwer getroffenen Andamanen und Nikobaren-Inseln hielten Trauernde vor dem Tsunami-Denkmal in Port Blair zwei Minuten schweigend inne. Im Süden des Subkontinents setzten viele Dorfbewohner Süßigkeiten und Blumen ins Meer.
Die UN-Koordinatorin für Katastrophenhilfe, Valerie Amos, erinnerte daran, dass der Indische Ozean anders als damals heute ein Tsunami-Warnsystem hat. Frühzeitige Warnungen würden im Fall einer neuen Katastrophe sicher Zehntausende Menschenleben retten.
dpa - Foto: Ishara S. Kodikara (afp)