Die Wahllokale sind massiv abgesichert, die Beteiligung ist zunächst mittelmäßig: In Tunesien hat am Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt begonnen.
Dabei konnten die mehr als fünf Millionen registrierten Wähler des nordafrikanischen Landes erstmals seit der Jasminrevolution vor vier Jahren in einer freien und direkten Abstimmung einen Staatschef bestimmen. Der Urnengang schließt einen nach dem Arabischen Frühling 2011 begonnenen Demokratisierungsprozess in Tunesien ab.
Überschattet wurde der Wahltag von einem bewaffneten Übergriff auf ein Wahllokal in der Provinz Kairouan südlich von Tunis. Dabei wurde nach Angaben des Verteidigungsministeriums in der Nacht zum Sonntag ein Angreifer getötet und ein Soldat verletzt.
In den Wahllokalen der Hauptstadt Tunis blieben die Menschenmassen am Morgen zunächst aus. Lokale Fernsehsender strahlten zudem Bilder aus, wonach auch in anderen Abstimmungszentren wenig Betrieb herrschte. Nach Angaben der Wahlkommission Isie lag die Beteiligung im Land zwei Stunden nach dem offiziellen Beginn der Wahl bei gut 14 Prozent. Insgesamt öffneten 124 Wahllokale aus Sicherheitsgründen erst zwei Stunden später. Der Isie-Vorsitzende Chafik Sarsar sagte vor Journalisten in Tunis, er habe Sorge, dass Wähler frustriert und weniger enthusiastisch sein könnten. Die ersten Stunden der Wahl seien jedoch geordnet verlaufen.
Favorit ist der 88 Jahre alte langjährige Regierungspolitiker Beji Caid Essebsi, der im November die erste Runde gewonnen hatte. Er gab am Vormittag seine Stimme in einem Vorort von Tunis ab. Gegen ihn tritt der Übergangsstaatschef Moncef Marzouki an, der auf Stimmen der Islamisten hofft. Es dürfte ein knappes Rennen werden. Etwa 100.000 Soldaten und Polizisten sind am Wahltag im Einsatz. 124 Wahllokale in Gebieten nahe der algerischen Grenze, die als unsicher gelten, öffneten später und wollten früher schließen.
dpa/okr/km - Bild: Fethi Belaid/AFP