Vor der Parlamentswahl in der Republik Moldau hat sich die Europäische Union besorgt über den Ausschluss einer prorussischen Partei gezeigt. EU-Botschafter Pirkka Tapiola rief das in die Union strebende Land am Samstag in Chisinau auf, internationale demokratische Standards einzuhalten. Die Abstimmung an diesem Sonntag gilt als richtungsweisend: Die prowestliche Regierung will ihren EU-Kurs fortsetzen, die Opposition will Moldau an Russland annähern.
Das Oberste Gericht hatte zuvor den umstrittenen Ausschluss der prorussischen Partei Patria bestätigt. Die Entscheidung sei endgültig. Patria darf wegen illegaler Wahlkampffinanzen nicht an der Wahl teilnehmen. Parteichef Renato Usatii, der aus Angst vor einer angeblich geplanten Festnahme nach Russland floh, rief seine Anhänger auf, dennoch am Sonntag für ihn zu stimmen. Der Name Patria steht weiterhin auf den Wahllisten, ist aber gestrichen worden.
Der prowestliche Regierungschef Iurie Leanca forderte eine rasche EU-Beitrittsperspektive für die Ex-Sowjetrepublik. «Die Nachbarschaft alleine reicht uns auf Dauer nicht aus», sagte er der «Bild»-Zeitung (Samstag). «Wir hoffen, dass wir nach den Wahlen die Perspektive für den Beitritt in die EU bekommen.»
Mehr als drei Millionen Moldauer sind am Sonntag zur Wahl aufgerufen. Fünf Parteien könnten Umfragen zufolge den Sprung über die Sechs-Prozent-Hürde schaffen. Das proeuropäische Lager liegt demnach leicht in Führung. Moldaus Verhältnis zu Russland ist gespannt. Moskau stützt das abtrünnige Gebiet Transnistrien an der Ostgrenze finanziell und militärisch.
dpa