Ein Sprengstoffanschlag auf eine Moschee in der nordnigerianischen Stadt Kano hat Augenzeugen zufolge mehr als 100 Menschen getötet. Mehrere Hundert weitere sollen verletzt worden sein, als kurz vor den Freitagsgebeten mindestens zwei Bomben explodierten. Anschließend hätten bewaffnete Männer auf die in Panik fliehenden Gläubigen geschossen, berichteten lokale Medien am Samstag.
Beobachtern zufolge könnte die Zahl der Opfer weiter steigen. Die britische BBC zitierte einen Mitarbeiter des Rettungsdienstes, der von nahezu 400 Opfern sprach. Offizielle Zahlen lagen zunächst nicht vor. Obwohl sich zunächst niemand zu der Tat bekannte, wird vermutet, dass die islamistische Terrororganisation Boko Haram verantwortlich ist.
Die Bomben seien gezündet worden, als der Imam der Moschee gerade mit den Gebeten beginnen wollte, berichtete die Zeitung "Premium Times". Ziel des Anschlags sei der Emir von Kano, Muhammad Sanusi II., gewesen, der sich jedoch in Saudi Arabien aufhalte. Das religiöse Oberhaupt der Stadt hatte kürzlich zum Widerstand gegen Boko Haram aufgerufen. Die Moschee liegt in unmittelbarer Nähe seines Palastes.
"Seit seiner Attacke auf die Boko Haram wussten wir, dass etwas passieren würde", sagte ein Mitarbeiter des Emirs, der anonym bleiben wollte, der Deutschen Presse-Agentur. "Die Sicherheitsvorkehrungen sind schon seit einer Weile verschärft worden."
Schon mehrere Attentate in Kano
Boko Haram stürzt den Norden Nigerias seit fünf Jahren in schwere Gewalt und hat auch in Kano schon mehrere Attentate verübt. Die Gruppe will in der Region einen Gottesstaat aufbauen und greift immer wieder Polizeieinrichtungen, Kirchen, Schulen, aber auch moderate Moslems an.
Nach dem Blutbad gingen zahlreiche aufgebrachte Jugendliche auf die Straßen und bewarfen Polizei und Regierungsgebäude mit Steinen. Augenzeugen erklärten, Sicherheitskräfte und Soldaten seien erst zu der Moschee gekommen, als die Täter bereits geflohen seien. Der Tatort wurde nach den Unruhen weiträumig abgeriegelt. Die verzweifelte Bevölkerung wirft der Regierung immer wieder vor, nicht genug gegen den Terror zu unternehmen.
UN, EU und die USA verurteilten das Attentat. Bereits am Donnerstag und Dienstag hatten Bomben im Norden des Landes zahlreiche Menschen in den Tod gerissen.
dpa/est - Bild: Aminu Abubakar (afp)
Schrecklich... Erschreckend vor allem, dass nicht einmal die Muslime selbst untereinander zum Frieden finden und wohl auch nie finden werden, so lange der Islam keine Reform(ation) erleben wird. Diese wird jedoch kaum möglich sein, so lange man auch an gewaltaufrufenden Suren als Gottes Wort festhalten wird.
Die Vokabeln "Islamismus" und "Islamisten" finde ich als wenig hilfreich in der Berichterstattung und in der Debatte. Wir sprechen ja auch nicht von 'Christismus', 'Judismus' oder 'Budhhismusismus'.