Der weiße Polizist Darren Wilson wird nicht für seine Todesschüsse auf den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown in der US-Kleinstadt Ferguson (Missouri) angeklagt. Eine Grand Jury (Geschworenenjury) sehe keine hinreichenden Beweise für eine Straftat, gab Staatsanwalt Robert McCulloch am Montag in Clayton bekannt. US-Präsident Barack Obama verteidigte das Urteil, rief zur Besonnenheit und Zurückhaltung auf. Die Entscheidung sorgte jedoch für Unmut in der Bevölkerung, Proteste schlugen in Gewalt um.
Ausschreitungen
Unmittelbar nach der Verkündung der Entscheidung kam es in Ferguson bei Protestkundgebungen zu ersten Gewaltausbrüchen. Demonstranten warfen mit Flaschen und Ziegelsteinen auf Polizeifahrzeuge, wie die Sender CNN und MSNBC berichteten. CNN zeigte Bilder von Plünderungen.
Inzwischen hat die Polizei rund 30 Menschen festgenommen. Demonstranten in Ferguson setzten Gebäude und Autos in Brand und plünderten Geschäfte. Zudem wurden Schüsse auf Polizisten und Feuerwehrleute abgegeben. Der Bürgermeister von Ferguson sowie der Gouverneur von Missouri riefen die Menschen zur Besonnenheit auf. Auf Gewalt mit Gewalt zu antworten, sei keine angemessene Reaktion.
Auch in anderen US-Städten kam es zu Protesten, so in New York, Boston, Chicago und Los Angeles. Außerdem seien mehrere Schaufensterscheiben von Läden zerschmettert worden. Nach CNN-Angaben setzte die Polizei Tränengas ein. MSNBC sprach dagegen von Rauchbomben. Im US-Fernsehen waren auch Bilder von vereinzelten Feuern zu sehen. Mehrere Schüsse seien zu hören gewesen, hieß es weiter.
Obama verteidigt Urteil
US-Präsident Obama wandte sich an die Presse, um das Urteil einer Geschworenenkammer zu verteidigen. «Wir sind eine Nation, die auf dem Rechtsstaatsprinzip gründet», sagte er in Washington. «Wir müssen diese Entscheidung akzeptieren, die von der Jury zu treffen war.»
Zugleich rief Obama auf, nicht mit gewaltsamen Protesten zu reagieren. «Es gibt keine Entschuldigung für Gewalt», sagte er. Die Polizei forderte er auf, friedliche Proteste mit Vorsicht und Zurückhaltung zu begleiten. Die Situation sei aber auch exemplarisch für gesellschaftliche Herausforderungen in den USA, sagte der Präsident. Es bestünden immer noch tiefes Misstrauen zwischen farbigen Menschen und der Polizei. «Es gibt immer noch Probleme und die schwarzen Gemeinden erfinden die nicht einfach nur.»
Wilson hatte Brown am 9. August nach einer Auseinandersetzung erschossen. Der Tod des 18-Jährigen hatte in der 20.000-Einwohner- Stadt schwere Unruhen ausgelöst. Die Demonstranten forderten eine umfassende juristische Aufklärung. Der Polizist beruft sich auf Notwehr.
Die Familie des Jugendlichen kritisierte die Entscheidung. «Wir sind zutiefst enttäuscht, dass sich der Killer unseres Kindes nicht den Konsequenzen seiner Taten stellen wird», ließen seine Eltern über ihren Anwalt mitteilen. Gleichzeitig riefen sie Demonstranten gegen das Urteil auf, friedlich zu bleiben. «Auf Gewalt mit Gewalt zu antworten, ist keine angemessene Reaktion.»
Juristisches Nachspiel weiterhin möglich
Für Wilson könnte der Fall weiterhin ein juristisches Nachspiel haben, denn die Bundesbehörden ermitteln weiter gegen den Beamten. Dabei geht es um die Frage, ob Wilson aus rassistischen Motiven geschossen und damit die Bürgerrechte des Teenagers verletzt hat. Auch könnte die Familie des Jugendlichen den Polizisten zivilrechtlich verklagen.
dpa - Foto: Aaron P. Bernstein (afp)