Nach dem Synagogen-Anschlag in der israelischen Hauptstadt Jerusalem wächst die Sorge vor einer Zuspitzung des Nahost-Konflikts. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht sein Land in einem "Kampf um Jerusalem". Er kündigte eine rasche Zerstörung der Häuser der beiden Angreifer vom Dienstag sowie früherer Attentäter an.
Zwei Palästinenser aus dem arabischen Osten Jerusalems hatten zuvor das Gotteshaus in dem vornehmlich von ultraorthodoxen Juden bewohnten Stadtteil Har Nof gestürmt. Bewaffnet mit einer Axt, Messern und einer Pistole griffen sie die dort Betenden an. Mehrere Menschen wurden verletzt, vier Rabbiner wurden getötet. Auch ein Polizist sei Stunden später im Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben, berichtete die Zeitung "Jerusalem Post" am Dienstagabend unter Berufung auf Klinikangaben.
Die beiden Palästinenser wurden wenige Minuten nach ihrer Tat von Polizisten bei einem Feuergefecht erschossen. Es war der erste tödliche Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem.
"Wir befinden uns in einem Kampf um Jerusalem, unserer ewigen Hauptstadt", schrieb Netanjahu beim Kurznachrichtendienst Twitter. "In diesem Kampf müssen wir zusammenhalten; dies ist das Gebot des Tages." Die beiden Attentäter hatte er zuvor als "Tiere in Menschengestalt" bezeichnet und schärfere Sicherheitsvorkehrungen in der Hauptstadt angekündigt. Polizeiminister Izchak Aharonovich will es mehr Israelis erlauben, zur Selbstverteidigung Waffen zu tragen. Die Palästinenser beanspruchen den von Israel annektierten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt ihres künftigen Staates.
Nach Angaben der radikalen Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) gehörten die beiden Attentäter der Gruppe an. Während Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Anschlag verurteilte, sprach die radikal-islamische Hamas von einer "heroischen Tat". Augenzeugen sprachen von einem "Massaker". Drei der Opfer stammten aus den USA und eines aus Großbritannien, wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld bestätigte. Tausende Menschen nahmen an den Begräbnissen teil. Der 30-jährige Polizist soll am Mittwoch beigesetzt werden.
Einem Bericht der Zeitung "Haaretz" zufolge kam es in der Nacht auf Mittwoch zunächst zu keinen größeren Zwischenfällen in Jerusalem. Im Westjordanland gerieten demnach aber rund 200 Palästinenser mit 50 jüdischen Siedlern aneinander. Sie mussten von Soldaten getrennt werden.
dpa/cd/mg - Bild: Spencer Platt/Getty Images (afp)