Erst Jubelstimmung, dann ein kleiner Dämpfer: Die Landung von Mini-Labor "Philae" auf dem Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" ist nicht ganz so planmäßig verlaufen wie zunächst angenommen. Zwei Harpunen zum Verankern von "Philae" auf "Tschuri" wurden nicht ausgelöst, so dass unter anderem Bohrungen schwierig werden und eine Düse zum Aufdrücken des Labors auf dem Kometen funktionierte nicht. Stephan Ulamec, "Philae"-Projektleiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln, vermutete, dass "Philae" womöglich sogar noch einmal abhob, dann aber wieder auf den Kometen zurückkehrte. "Wir sind also zweimal gelandet", sagte er im Scherz. Es gab aber auch schon Daten, darunter Bilder von der Kometenoberfläche.
Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt war am Mittwoch die Landung mit einem Mini-Labor auf einem Kometen gelungen. Zehn Jahre, acht Monate und zehn Tage nach dem Raketenstart setzte mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt das Landegerät auf dem Himmelskörper auf. Die Europäische Weltraumorganisation Esa beziffert die Gesamtkosten der Mission auf 1,4 Milliarden Euro.
Das Aufsetzen des Labors wird von manchen Experten mit der Mondlandung 1969 verglichen. "Der Tag heute ist historisch", sagte Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. "Wir sind die ersten, denen das gelungen ist. Daran wird man sich erinnern." Das Ziel solcher Missionen sei, die Erde besser zu verstehen. "Wir hoffen auf Antworten zum Ursprung des Lebens auf der Erde", meinte der Darmstädter Esa-Direktor für bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb, Thomas Reiter.
Das Labor war huckepack mit der Sonde "Rosetta" durch das All gereist und dann ausgesetzt worden. Während des siebenstündigen Landevorgangs auf der letzten Etappe von 22,5 Kilometern fuhr "Philae" bei dem gemütlichen Tempo eines Fußgängers die drei spinnenartigen Beine aus.
Der Komet ähnelt in seiner Form einer Quietscheente. Untersuchungen während der Mission ergaben, dass "Tschuri" stinkt - zum Beispiel wegen Schwefelwasserstoffs nach faulen Eiern. Mit einem Volumen von etwa 25 Kubikkilometern zählt er zu den eher kleineren Kometen.
Das Aufsetzen auf dem Kometen hatten Fachleute als schwierig eingeschätzt, vor allem wegen der unklaren Bodenbeschaffenheit. Die Oberfläche stellte sich nach ersten Daten als eher weich heraus. An vielen Stellen ist der Komet mit Gesteinsbrocken übersät, es gibt aber auch hoch aufragende Felswände und steile Abgründe.
Wissenschaftler hoffen nach der Landung nun auf einen Blick in die Kinderstube des Sonnensystems, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand. Kometen sollen weitgehend unveränderte Materie aus dieser Zeit enthalten - sie gelten als Boten der Vergangenheit. "Rosetta" und "Phila" haben zusammen etwa 20 Instrumente an Bord, um "Tschuri" unter die Lupe zu nehmen.
"Rosetta" legte in den vergangenen zehn Jahren rund 6,5 Milliarden Kilometer im All zurück. Die Sonde war mit "Philae" an Bord am 2. März 2004 mit einer Ariane-5-Rakete von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana in Südamerika gestartet. Die Mission soll bis Ende 2015 dauern. "Philae" wird seine Arbeit aber vermutlich früher einstellen.
Nach der holprigen Landung auf dem Kometen "Tschuri" hat das Kontrollzentrum in Darmstadt inzwischen wieder Funkkontakt zum Mini-Labor "Philae" aufnehmen können. Außerdem scheint die Position des Roboter-Gerätes trotz der Probleme bei der Landung recht stabil zu sein. Das teilte die Europäische Weltraumorganisation Esa in Darmstadt mit. Genauere Daten aus dem All erwarten die Wissenschaftler bis zum Donnerstagnachmittag.
dpa/jp - Archivbild: ESA (afp)