Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist die Landung eines Mini-Labors auf einem Kometen gelungen. Mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt setzte das kühlschrankgroße Landegerät "Philae" am Mittwochnachmittag auf dem Himmelskörper "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" auf. Es war zunächst aber noch unklar, ob "Philae" wie geplant mit Harpunen im Kometenboden verankert werden konnte.
Im Satellitenkontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation Esa in Darmstadt löste die Premiere im All großen Jubel aus. Manche Experten vergleichen das Ereignis mit der Mondlandung 1969. Der Komet ähnelt ein bisschen einer Quietscheente.
Das Labor war an Bord der Raumsonde "Rosetta" zehn Jahre lang zu dem Kometen mit dem Spitznamen "Tschuri" gereist. Am Mittwochmorgen war es von seinem "Taxi" gelöst worden.
"Unsere ehrgeizige Rosetta-Mission hat sich einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert", sagte Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. "Mit "Rosetta" öffnen wir die Tür zum Ursprung des Planeten Erde und fördern ein besseres Verständnis unserer Zukunft."
"Rosetta" und das Landegerät sollen den Kometen analysieren, um möglichst viel über ihn und den Beginn des Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren zu erfahren. Auch belgisches Know-How ist mit dabei. An Kabelleitungen und Softwarelösungen haben Forscher aus Belgien mitgewirkt, wie die Löwener Firma Thales und die Lütticher Spacebel. Von Amos in Lüttich stammt auch die Präzisionsoptik, die auf dem Kometen zum Einsatz kommt. Auch Hinweise auf die Entstehung des Lebens erhoffen sich die Forscher, etwa durch den Nachweis von organischen Molekülen wie Aminosäuren. Bis zum Tag der Landung legte "Rosetta" rund 6,5 Milliarden Kilometer im All zurück.
Der Landeplatz namens "Agilkia" wurde sechs Wochen nach dem Einschwenken der Sonde in die Umlaufbahn des Kometen anhand von Bildern und Daten ausgewählt. Das Aufsetzen des Labors war besonders schwierig: Die Oberfläche des Kometen ist mit Gesteinsbrocken übersät, es gibt dort hoch aufragende Felswände und steile Abgründe.
Die Sonde war 2004 mit einer Ariane-5-Rakete von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana gestartet. Deutschland hat sich mit 300 Millionen Euro an der "Rosetta"-Mission beteiligt. Bei der Summe handelt es sich um knapp ein Drittel der Gesamtkosten von einer Milliarde Euro, wie aus einer Mitteilung der Bundeskoordinatorin für die Luft- und Raumfahrt, Brigitte Zypries, hervorgeht.
dpa/mh/rkr - Bild: Remy Gabalda (afp)