Erstmals seit der Verstärkung durch kurdische Kämpfer aus dem Nordirak sollen die Verteidiger des von Dschihadisten belagerten syrischen Kobane wieder Boden gut gemacht haben. Kurdische Kämpfer seien am Mittwoch im Südosten Kobanes gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vorgerückt, sagte Idris Nassan, ein Sprecher für auswärtige Angelegenheiten in Kobane, der Nachrichtenagentur dpa. Auch im Irak sollen Kurden die Dschihadisten zurückgedrängt haben. Mithilfe deutscher "Milan"-Raketen sei ein Angriff nahe des nordirakischen Kirkuk abgewehrt worden, sagte der Generalsekretär des Peschmerga-Ministeriums, Dschabar Jawar, der dpa.
Er korrigierte irakische Medienberichte, wonach es sich dabei um den ersten Einsatz deutscher Waffen gehandelt habe. In den vergangenen Wochen seien bereits mehrfach "Milan"-Raketen, unter anderem zur Befreiung der Provinz Summar, verwendet worden. Die unabhängige irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News hatte zuvor unter Berufung auf einen Peschmerga-Kämpfer berichtet, deutsche Waffen seien "heute zum ersten Mal genutzt" worden. Vergangene Woche hatten die Deutschen nach Angaben des Verteidigungsministeriums ihre Waffenlieferungen an die Peschmerga beendet.
In Nordsyrien bessert sich nach lokalen Medienberichten die Lage der von IS-Dschihadisten umzingelten Stadt Kobane. Am Mittwoch hätten Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) eine wichtige Versorgungsroute des IS abgeschnitten, sagte Idris Nassan in Kobane. In heftigen Gefechten versuche die YPG, den strategisch wichtigen Mischtanur-Hügel im Süden der Stadt zu erobern. Auch die kurdische Nachrichtenseite Welati berichtet von den erneuten Gefechten um Mischtanur.
Der zwei Kilometer südlich von Kobane gelegene Hügel war Anfang Oktober von der IS-Miliz überrannt worden. Im Anschluss konnten die Dschihadisten weiter vordringen und weite Teile Kobanes, das an die Türkei grenzt, unter Kontrolle bringen. Insgesamt kontrollieren die Dschihadisten in Syrien und im Irak je rund ein Drittel der Landesfläche.
Eine von den USA angeführte internationale Allianz fliegt seit Anfang August im Irak und seit Ende September auch in Syrien Luftangriffe gegen die Extremisten. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte vom Mittwoch kamen allein in Syrien seit Beginn der Luftschläge 865 Menschen ums Leben, darunter 50 Zivilisten.
Die gemäßigte syrische Opposition forderte unabhängig von den Luftangriffen eine stärkere militärische Unterstützung vom Westen. Bislang hätten einige Einheiten der Freien Syrischen Armee (FSA) nur leichte und mittelschwere Waffen erhalten, sagte der Berater der syrischen Exil-Regierung im südtürkischen Gaziantep, Mohammed Sarmini, der dpa. Im Kampf gegen das Regime in Damaskus und die IS-Miliz werde aber schweres Gerät benötigt.
dpa