Nach tagelangen Protesten gegen die Regierung haben aufgebrachte Demonstranten im westafrikanischen Burkina Faso das Parlamentsgebäude gestürmt und in Brand gesetzt. In der Hauptstadt Ouagadougou gingen lokalen Medienberichten zufolge am Donnerstag erneut Tausende Menschen auf die Straße. Viele Bürger wollen mit allen Mitteln verhindern, dass Langzeitpräsident Blaise Compaore im nächsten Jahr erneut bei den Wahlen antritt. Burkina Faso mit etwa 17 Millionen Einwohnern ist eines der ärmsten Länder der Welt.
Das Parlament plant derzeit eine Verfassungsänderung, wonach Compaore - der seit 1987 an der Macht ist - eine weitere Amtszeit anstreben könnte. Dagegen gibt es seit Tagen Demonstrationen. Auch aus anderen Landesteilen meldeten Augenzeugen gewaltsame Ausschreitungen. Dabei wurden offenbar auch Gebäude der Regierungspartei geplündert und angezündet.
Scharfe Munition und Tränengas eingesetzt
In Ouagadougou kam es zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei, berichteten lokale Medien. Die Sicherheitskräfte setzten dabei Berichten zufolge auch scharfe Munition und Tränengas ein und verletzten mehrere Demonstranten schwer. Das "West Africa Democracy Radio" im senegalesischen Dakar berichtete, das Militär unterstütze die Demonstranten. François Compaore, der jüngere Bruder des Staatschefs, sei festgenommen worden. Offenbar hatte er versucht, außer Landes zu fliehen.
Die Europäische Union kritisierte die geplante Verfassungsänderung. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton betonte, in einer Demokratie müsse auch ein Wechsel an der Spitze eines Landes möglich sein. "Wir lehnen alles ab, was die Stabilität, eine gleichberechtigte Entwicklung und den Fortschritt hin zur Demokratie beeinträchtigt", sagte sie.
Der 63-jährige Compaore regiert das Land seit einem Putsch vor fast drei Jahrzehnten. Im Jahr 2000 hatte er die Verfassung schon einmal ändern lassen, um an der Macht zu bleiben. Die Wahlen sind für November 2015 geplant.
In Ouagadougou arbeitet erst seit einigen Tagen der frühere BRF-Kollege Kay Wagner, der dort für die GIZ, die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, tätig ist. Im BRF-Gespräch gibt er seine Eindrücke über die aktuelle Situation.
dpa/fs/rop - Bild: Issouf Sanogo (afp)