Zwei Tage nach dem Bergwerksunglück in der Südtürkei haben die Rettungskräfte am Donnerstag weiter keinen Kontakt zu den 18 eingeschlossenen Kumpel herstellen können. "Ich muss sagen, dass die Hoffnung für unsere 18 Arbeiter schwindet", sagte Energieminister Taner Yildiz am Unglücksort in der Stadt Ermenek. Die Zeit, um noch Überlebende zu finden, werde knapp.
Den Behörden zufolge waren am Dienstag in mehr als 300 Meter Tiefe Teile einer Grube eingestürzt und überflutet worden. 16 Arbeiter hätten sich retten können. Helfer versuchten am Donnerstag, das Wasser abzupumpen. Ein Einsatz von Tauchern war wegen des schlammigen Wassers gescheitert, wie Yildiz am Mittwoch gesagt hatte.
Die Betreiberfirma des Bergwerks teilte nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA am Donnerstag mit, es sei zurzeit unmöglich, die Unglücksursache zu benennen. Die Firma wies zugleich jede Verantwortung von sich. Alle vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen seien getroffen worden.
Arbeitsminister Faruk Celik räumte Versäumnisse der Behörden ein. "Soweit ich das sehe, hätte diesem Bergwerk keine Lizenz erteilt werden dürfen", sagte er in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Zeitung "Vatan". Die Zeitung "Hürriyet Daily News" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf einen Angehörigen, die Arbeiter hätten drei Monate lang kein Gehalt erhalten.
Die Türkei wird immer wieder für mangelnde Arbeitssicherheit kritisiert. Nach Angaben des Senders CNN Türk starben seit Beginn des Jahres 354 Menschen bei Unfällen im Bergbau in der Türkei. In der westtürkischen Stadt Soma waren im Mai beim schwersten Grubenunglück in der Geschichte des Landes 301 Kumpel ums Leben gekommen. Die Ursache für das Unglück von Soma wird offiziell weiterhin untersucht.
Davutoglu und Erdogan am Mittwoch am Unglücksort
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu und Präsident Recep Tayyip Erdogan reisten am Mittwoch zum Unglücksort. "Wir wissen nicht genau, wo die Arbeiter sind", sagte Davutoglu. Daher könne er keine Angaben über die Dauer der Bergungsarbeiten machen. Er kündigte eine genaue Untersuchung des Unfalls an. "Unsere Minen müssen schnell modernisiert werden", sagte Davutoglu.
Trotz des schweren Unglücks zeigte sich Erdogan optimistisch: "Für unsere eingeschlossenen Geschwister halten wir die Hoffnung natürlich aufrecht", sagte er am Abend laut Nachrichtenagentur Anadolu. Die Angehörigen bat er um Geduld. Zuvor hatte Erdogan den für den Abend geplanten Empfang zum türkischen Nationalfeiertag und zur Eröffnung des Präsidentenpalastes "Ak-Saray" (Weißer Palast) abgesagt.
Am Dienstagmittag war in mehr als 300 Meter Tiefe ein Bergwerksschacht eingestürzt. Teile der Mine sind überflutet. Rund 11.000 Kubikmeter Wasser drangen in den Schacht ein. 16 Arbeitern gelang es, sich zu retten. Die Ursache des Einsturzes ist nach wie vor unklar. Das Unglück weckt Erinnerungen an das bislang schwerste Grubenunglück in der Türkei: Im Mai waren im westtürkischen Soma 301 Arbeiter gestorben.
dpa/jp - Bild: Adem Altan (afp)