Ein Museum an symbolträchtigem Ort im Herzen des einstigen Warschauer Ghettos soll zum Dialog zwischen Polen, Israelis und Juden aus aller Welt beitragen. Der polnische Präsident Bronislaw Komorowski und sein israelischer Kollege Reuven Rivlin eröffneten am Dienstag die Hauptausstellung des Museums der Geschichte der polnischen Juden, die die tausendjährige Geschichte des polnischen Judentums in den Mittelpunkt stellt. "Das ist kein Museum des Holocausts, sondern ein Museum des Lebens", betonte Rivlin auf seiner ersten Auslandsreise seit seinem Amtsantritt.
"Die polnische Geschichte lässt sich nicht ohne die Geschichte der polnischen Juden verstehen, so wie die Geschichte der Juden sich nicht ohne die Geschichte Polens verstehen lässt", sagte Komorowski und erinnerte daran, dass im Königreich Polen-Litauen einst die größte jüdische Diaspora der Welt ihre Heimat hatte.
Beide Präsidenten betonten die enge Verbindung polnischer und jüdischer Geschichte und Kultur, verschwiegen aber auch nicht Antisemitismus und Pogrome, von denen auch die polnischen Juden nicht verschont blieben. "Nur die gleichberechtigte Erzählung über Mut und Feigheit, Größe und Kleinmut, Leben und Tod kann uns wieder annähern", sagte Komorowski
"Ich glaube, die polnische Gesellschaft wird von Tag zu Tag mutiger bei der Konfrontation mit sich selbst", hob Rivlin die Aufarbeitung auch der dunklen Kapitel im polnisch-jüdischen Verhältnis hervor. Er erinnerte besonders an die zahlreichen Polen, die während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg jüdische Nachbarn versteckten und vor dem Holocaust retteten.
Marian Turski, einer der Initiatoren des Museums, erinnerte an die "große, schreckliche Leere", die die Ermordung von drei Millionen polnischen Juden in den Vernichtungslagern der Nazis hinterlassen habe. Als Auschwitz-Überlebender und Mitglied der jüdischen Gemeinschaft Polens wolle er aber auch betonen: "Mir zeynen do" (Wir sind da), zitierte Turski aus dem jüdischen Partisanenlied. "Und ich bin sicher, heute höre ich von vielen wunderbaren Menschen als Antwort: Wir sind mit euch."
dpa - Bild: Janek Skarzynski (afp)