Bei der Parlamentswahl in Tunesien zeichnet sich immer deutlicher ein Sieg der säkularen Kräfte über die Islamisten ab. Die tunesische Wahlbeobachterorganisation "Mourakiboun" ging am Montag davon aus, dass die weltliche Allianz Nidaa Tounes auf 37,1 Prozent der Stimmen kommt, während auf die islamistische Ennahda 27,9 Prozent entfielen. Tunesische Medien berichteten unter Berufung auf Umfragen über einen ähnlichen Wahlausgang.
Die Bekanntgabe vorläufiger Ergebnisse durch die Wahlkommission Isie zögerte sich immer weiter hinaus. Eine bereits am Morgen angekündigte Pressekonferenz wurde mehrfach verschoben. Die Islamisten waren 2011 aus der ersten freien Wahl nach dem Sturz von Zine el Abidine Ben Ali im Arabischen Frühling mit Abstand als stärkste Kraft hervorgegangen.
Auf einen Überraschungserfolg hoffte der Unternehmer Slim Riahi mit seiner liberalen Freien Patriotischen Union. Der 42-jährige ist auch Vorsitzender des beliebten Fußballvereins Club Africain in Tunis und tritt außerdem bei der Präsidentenwahl am 23. November an.
Wenn das neue Parlament die Arbeit aufnimmt, kann die derzeitige Übergangsregierung von einer gewählten politischen Führung abgelöst werden. Mit der Wahl eines Präsidenten bis zum Jahresende soll der nach der Jasminrevolution eingeleitete Weg in die Demokratie abgeschlossen sein. Bis spätestens Februar soll das Kabinett arbeitsfähig sein. Die Legislaturperiode dauert fünf Jahre.
Der Generalsekretär des Europarates, Thorbjørn Jagland, würdigte den signifikanten Anstieg eingeschriebener Wähler auf mehr als 5,2 Millionen Menschen. Dies sei ein erfreuliches Zeichen der Stärkung der tunesischen Demokratie, sagte der Generalsekretär der Staatenorganisation mit 47 Mitgliedsländern.
dpa/jp/mh - Bild: Fethi Belaid (afp)