"Wir wissen alle, dass wir Ebola nicht unterschätzen dürfen. Dieses Problem hat nämlich die Möglichkeit, buchstäblich überall hinzureisen." Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton drückte das aus, was die Welt zu lange nicht erkannt hat. "Viel zu lange", sagt sogar der belgische Arzt Peter Piot, der das Ebola-Virus 1976 entdeckt hat. Im Grunde habe die Weltgesundheitsorganisation WHO erst Alarm geschlagen, als sich zwei Amerikaner infiziert hatten, beklagte Piot Zeitung De Standaard. Jetzt ist die Welt also plötzlich aufgeschreckt.
Die neue Gesundheitsministerin Maggie De Block setzte vor einigen Tagen eine Nationale Koordinatorin ein: Dr. Erika Vlieghe. Sie ist eigentlich Chefin der Abteilung Tropenkrankheiten am Universitätskrankenhaus Antwerpen. Und bei ihr sollen also alle Fäden in punkto Ebola-Vorbeugung zusammenlaufen, sagte Gesundheitsministerin De Block. Die Prozeduren bei Verdachtsfällen müssen verfeinert werden. Außerdem müsse sich Belgien international vernetzen und vor allem sei die Kommunikation in Richtung der Bürger wichtig, damit eben keine Ebola-Panik entstehe.
Kaum im Amt, machte die neue Koordinatorin dann gleich Nägel mit Köpfen. Am Brussels Airport hilft inzwischen eine spezialisierte Firma bei der Abfertigung des Gepäcks aus Westafrika. Ab jetzt werden am Brussels Airport auch alle Passagiere, die aus den betroffenen Ländern kommen, auf Fieber untersucht. Genau gesagt: Fluggäste aus Sierra Leone, Liberia und Guinea. Hier handele es sich um eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme. Ziel sei es in erster Linie, das Flughafenpersonal zu beruhigen. Es gebe aber auch einen kleinen wissenschaftlichen Mehrwert.
Der "kleine Mehrwert" ist Experten zufolge sehr klein. Am Flughafen Fieber zu messen, eine solche Vorsichtsmaßnahme sei nur bedingt effizient, weil die Inkubationszeit von Ebola 21 Tage beläuft. Heißt also: die Krankheit kann bis zu 3 Wochen nach dem Kontakt mit dem Virus ausbrechen.
Aber, gut... Fakt ist: sollte bei einem Passagier erhöhte Körpertemperatur gemessen werden, dann wird er in einen abgegrenzten Bereich gebracht. Dort wird er dann näher untersucht und befragt. Ein Arzt entscheidet am Ende über das weitere Vorgehen.
Das Personal am Flughafen zeigte sich beruhigt. Außerdem sollen die betroffenen Mitarbeiter extra geschult werden, sagt Dr. Erika Vlieghe - also das Kabinenpersonal, aber auch die Leute bei der Gepäckabfertigung oder beim Reinigungsdienst. Unter anderem sind Simulationen geplant. Dabei wird auch geprüft, ob alles nötige Material für den Ernstfall bereitsteht.
Also: In Belgien wird alles getan, um eine Ebola-Panik zu vermeiden. Doch, will man die Krankheit stoppen, dann muss man natürlich in erster Linie den betroffenen Ländern helfen. Wie man da genau vorgehen soll, darüber haben die EU-Außenminister in Luxemburg beraten. Großbritannien etwa schlägt vor, die Finanzmittel im Kampf gegen Ebola zu verdoppeln, auf eine Milliarde Euro. Mit dem Geld müssten insbesondere Isolierstationen eingerichtet werden, um die weitere Verbreitung zu stoppen, sagte der britische Außenminister Philip Hammond.
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte eindringlich vor den Folgen der Ebola-Katastrophe in den betroffenen Ländern. Ganze Staaten drohten hier zu kollabieren. Europa müsse sich hier die Mittel schaffen, zu helfen.
Die Außenminister einigten sich zunächst darauf, einen speziellen Koordinator für den Kampf gegen Ebola einzusetzen. Wer den Posten übernehmen soll, muss noch entschieden werden.
Das Thema Ebola steht am Donnerstag und Freitag auch auf der Tagesordnung des Gipfels der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel.
Bild: Cellou Binani (afp)