Ein halbes Jahr nach der Entführung von mehr als 200 Schülerinnen durch die Terrororganisation Boko Haram hat Nigeria eine Waffenruhe mit der Islamistenmiliz bekanntgegeben. In weiteren Verhandlungen werde die Freilassung der Mädchen und jungen Frauen angestrebt, sagte Regierungssprecher Mike Omeri dem Sender BBC. Möglicherweise könne dies in der kommenden Woche geschehen. "Ich kann bestätigen, dass die Mädchen am Leben und wohlauf sind", sagte er am Freitag.
Zuvor hatte der Stabschef der nigerianischen Streitkräfte, Alex Badeh, auf einer Pressekonferenz erklärt, bei Verhandlungen im Tschad sei eine Einigung auf eine Waffenruhe erzielt worden. Einzelheiten wurden zunächst nicht mitgeteilt. Es gebe Hinweise darauf, dass die Freilassung der vor einem halben Jahr von Boko Haram entführten 200 Schülerinnen Teil der Vereinbarung sei, berichtete die nigerianische Zeitung "Premium Times".
Regierungssprecher Omeri sagte, Gespräche mit Boko Haram würden in Nigerias Nachbarland Tschad stattfinden. Die Regierung Nigerias hatte ähnliche Verlautbarungen über eine bevorstehende Freilassung der in der Stadt Chibok entführten Schülerinnen allerdings schon mehrfach gemacht. Sie waren jedoch von Boko Haram dementiert worden.
In den ersten Wochen nach der Entführung hatten sich weltweit zehntausende Menschen unter dem Slogan "Bring Back Our Girls" (Bringt unsere Mädchen zurück) für die Freilassung der Schülerinnen eingesetzt. Auch viele Prominente beteiligten sich, unter ihnen Amerikas Frist Lady Michelle Obama und Hollywood-Schauspielerin Angelina Jolie.
Boko-Haram-Terroristen hatten im August 2011 das UN-Quartier in Nigerias Hauptstadt Abuja mit einer Autobombe in die Luft gejagt. Bei Anschlägen auf Schulen, Märkte, Kirchen und Polizeistationen ermordeten sie seither tausende Menschen. Ihr erklärtes Ziel ist die Errichtung eines Kalifats, in dem die Vorschriften der Scharia-Gesetzgebung gelten.
Die Sicherheitskräfte von Nigeria, Kamerun, Tschad, Niger und Benin hatten am 7. Oktober eine gemeinsame militärische Strategie zur Bekämpfung von Boko Haram beschlossen. Seither wurden aus diesen Ländern mehrfach erfolgreiche Angriffe gegen die Terroristen gemeldet.
dpa/cd