In den USA wächst die Kritik an den Vorbereitungen des Gesundheitssystems des Landes auf mögliche Ebola-Patienten. Hunderte Krankenschwestern und Pfleger hätten sich beschwert, dass ihre Krankenhäuser nicht ausreichend auf Ebola vorbereitet seien, teilte der Krankenpflegerverband National Nurses United (NNU) mit. In den USA haben sich inzwischen zwei Krankenschwestern mit Ebola angesteckt. Beide hätten sich in einer Klinik in Dallas bei der Versorgung eines aus Liberia eingereisten Mannes infiziert, wie die Gesundheitsbehörde von Texas mitteilte.
Der Fall sei sehr besorgniserregend, sagte der Chef der US-Gesundheitsbehörde CDC, Tom Frieden. Die Behörde arbeite rund um die Uhr mit dem Krankenhaus in Dallas zusammen und informiere und schule erneut das Personal. Frieden hatte bereits zuvor gewarnt, dass der Infektion der ersten Krankenschwester weitere Fälle folgen könnten. Wenige Stunden vor den ersten Symptomen hatte die zweite Patientin nach CDC-Angaben einen Inlandsflug von Cleveland nach Dallas absolviert. Alle 132 Passagiere sollen nun vorsichtshalber ausfindig gemacht werden.
US-Präsident Barack Obama verschob eine am Mittwoch geplante Reise nach New Jersey und Connecticut wegen Beratungen über die Ebola-Krise.
In einer Video-Konferenz berieten Obama, der französische Präsident François Hollande, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der britische Premierminister David Cameron und der italienische Ministerpräsidenten Matteo Renzi über die Lage. Sie sprachen sich gemeinsam dafür aus, die internationale Gemeinschaft bei der Unterstützung der betroffenen Länder zu mobilisieren. Dies solle in enger Abstimmung zwischen Vereinten Nationen, Europäischer Union, Weltgesundheitsorganisation WHO und betroffenen Ländern erfolgen, teilte der Élyséepalast in Paris nach dem Schaltgespräch mit. Hochrangige Vertreter der EU-Staaten wollten am Donnerstag in Brüssel über bessere Abstimmungen bei Vorkehrungen gegen Ebola beraten.
Auch Tausende Menschen in Westafrika, die Ebola überlebt und jetzt gegen das Virus immun sind, sollen im Kampf gegen die Seuche helfen. Entsprechende Pläne werden bei der ersten Konferenz von Ebola-Überlebenden erörtert, die an diesem Donnerstag und Freitag mit Unterstützung des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) in Sierra Leone stattfindet. Unicef geht davon aus, dass in den nächsten sechs Monaten bis zu 2500 Überlebende für Aufgaben zur Bekämpfung der Seuche ausgebildet werden könnten.
Auch der UN-Sicherheitsrat forderte die internationale Gemeinschaft eindringlich zu mehr Einsatz im Kampf gegen die Ebola-Epidemie auf. "Bislang ist die Reaktion der internationalen Gemeinschaft dem Ausmaß des Ebola-Ausbruchs und seinen Konsequenzen nicht gerecht geworden", hieß es in einer Mitteilung des Gremiums. Es brauche schnell mehr Geld und materielle, logistische und personelle Unterstützung. Die Epidemie stelle eine Gefahr für Frieden und Sicherheit auf der Welt dar.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuvor eine neue Prognose veröffentlicht. Sie erwartet bis Dezember pro Woche zwischen 5.000 und 10.000 neue Ebola-Fälle in Westafrika. Fast 9.000 Menschen sind nach WHO-Angaben mittlerweile an Ebola erkrankt. Die Zahl der Todesfälle ist auf 4.493 gestiegen, die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen.
dpa/est/mg - Bild: Zoom Dosso (afp)