Die Lage in der von der Terrormiliz Islamischer Staat eingekesselten syrisch-kurdischen Stadt Kobane wird immer dramatischer. Augenzeugen berichten von heftigen Gefechten in dem strategisch wichtigen Grenzort. Nachdem Luftschläge der internationalen Koalition und kurdische Kämpfer die Dschihadisten zunächst gebremst hatten, gingen die IS-Milizen zu einer Gegenoffensive über.
Die sunnitischen Extremisten waren am Montag nach wochenlangen Kämpfen in die Stadt eingedrungen. Die dramatische Lage in Kobane bringt auch die Regierung in Ankara zunehmend in Bedrängnis und bedroht inzwischen den inneren Frieden in der Türkei.
Im kurdisch dominierten Südosten der Türkei kamen bei Protestmärschen für den Schutz der Grenzstadt nach neuesten Angaben mindestens 19 Menschen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Die meisten der Opfer wurden bei Zusammenstößen zwischen Islamisten und Anhängern der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in der Nacht in der Kurdenhochburg Diyarbakir getötet.
Dort und in anderen Provinzen im Südosten wurde Medienberichten zufolge für die kommende Nacht erneut eine Ausgangssperre verhängt. In Istanbul und anderen Städten im Westen der Türkei kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Von dort wurden aber keine Toten gemeldet.
In der syrischen Grenzstadt Kobane kämpfen vor allem kurdische Volksschutzeinheiten gegen die Terrormiliz IS. Die türkische Regierung greift in die Kämpfe direkt hinter der Grenze bisher nicht militärisch ein, obwohl sie dafür seit vergangenem Donnerstag ein Parlamentsmandat hat. Nicht nur in der Türkei, sondern auch in Lüttich und in Löwen gingen am Mittwoch einige Hundert Kurden auf die Straße, um gegen diese Untätigkeit der türkischen Regierung zu protestieren.
Ankara engagiert sich derweil vor allem humanitär. Seit Beginn der Kämpfe um Kobane Mitte vergangenen Monats hat die Türkei nach Regierungsangaben mehr als 180.000 weitere syrische Flüchtlinge aufgenommen.
Der neue NATO-Generalsekretär Stoltenberg wird am Donnerstag zu Beratungen über den Kampf gegen IS in der Türkei erwartet. Die syrischen Kurden baten die internationale Gemeinschaft unterdessen eindringlich um schwere Waffen.
dpa/belga/mh - Bild: Jalal Al-Halabi/afp