EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sieht Europa in der Pflicht, Lehren aus der Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa vor einem Jahr müssen zu finden. «Es ist völlig klar, dass wir helfen müssen», sagte Schulz der Nachrichtenagentur dpa am Freitag vor einer Gedenkveranstaltung für die mehr als 360 Toten des Unglücks vom 3. Oktober 2013 vor der süditalienischen Insel. «Es muss aber auch gesagt werden, dass wir schnelle Lösungen nicht versprechen können».
An der Gedenkveranstaltung auf der Mittelmeerinsel nahm neben Schulz auch Italiens Außenministerin und designierte EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini teil. Vor einem Jahr war ein mit mehr als 500 Menschen völlig überfülltes Boot vor einer Nachbarinsel gekentert. Die Katastrophe hatte große Bestürzung ausgelöst.
Kritiker werfen der EU vor, keine wirklichen Lehren aus der Katastrophe gezogen zu haben. Auch in diesem Jahr sind nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen Tausende Migranten auf der Flucht über das Mittelmeer gestorben. Erst am Donnerstag kamen vor der Küste Libyens nach Medienberichten mindestens zehn Menschen ums Leben. Der italienische Flüchtlingsrat (CIR) geht gar davon aus, dass es in Wirklichkeit zwei Schiffbrüche gegeben habe und die Zahl der Toten möglicherweise deutlich höher liege.
Italien startete nach der Katastrophe im vergangenen Jahr die Aktion «Mare Nostrum» («Unser Meer»), und überwacht seitdem das betroffene Seegebiet stärker. Dazu sind zwischen Malta, Sizilien und der libyschen Küste mehr Schiffe und Flugzeuge im Einsatz, dazu Drohnen und Helikopter mit Infrarotsichtgeräten. Die EU will Ende des Jahres mit der Operation «Frontex Plus» unter dem Dach der europäischen Grenzschutzagentur Italien bei der Sicherung der Seegrenzen und der Rettung von Bootsflüchtlingen unterstützen.
dpa/est