Nach der Enthauptung des britischen Entwicklungshelfers David Haines durch die Terrormiliz IS will die britische Regierung ihren Kampf gegen die Islamisten mit harter Hand fortsetzen. "Wir werden jeden notwendigen Schritt unternehmen", sagte Cameron am Sonntag in London nach der Sitzung seines Sicherheitskabinetts. "Wir werden die Verantwortlichen jagen und zur Verantwortung ziehen, egal, wie lange es dauert." Er machte jedoch keine Aussage darüber, ob sich Großbritannien an Luftschlägen der USA gegen den IS beteiligen wird.
Abend zuvor war ein Video mit der Enthauptung der britischen IS-Geisel David Haines im Internet aufgetaucht. Das britische Außenministerium hält das Video mit hoher Wahrscheinlichkeit für echt. "Sie sind keine Muslime, sie sind Monster", sagte Cameron über die Terrorkämpfer des IS. Es ist das dritte IS-Video innerhalb weniger Wochen, in denen ein westlicher Gefangener enthauptet wird.
In dem Video kündigte der vermummte und mit Londoner Akzent sprechende Terrorist die Tötung eines weiteren Briten an. Auch Haines' Ermordung war bereits in dem Video angekündigt worden, das die Ermordung des US-Journalisten Steven Sotloff zeigte.
Haines wendet sich an Cameron
Haines wendet sich in dem Video kurz vor seiner Ermordung direkt an Cameron. "Sie sind freiwillig in eine Koalition mit den Vereinigten Staaten gegen den Islamischen Staat eingetreten, genau wie es Ihr Vorgänger Tony Blair getan hat, einem Trend unter unseren britischen Premierministern folgend, die nicht den Mut finden können, Nein zu den Amerikanern zu sagen", sagte Haines laut SITE. Ob er diese Aussage freiwillig machte oder dazu gezwungen wurde, ist nicht geklärt. Haines war in einen orangen Overall gekleidet, der an die Kleidung der muslimischen Häftlinge im US-Gefangenenlager Guantanamo erinnert. Wie zuvor Foley und Sotloff kniete er vor seinem maskierten Mörder im Sand.
Die Familie des jüngsten Mordopfers erklärte in der Nacht: "Er wurde und wird von seiner ganzen Familie geliebt und wird schrecklich vermisst werden." Sein Bruder Mike Haines sagte, sein Bruder sei dann am "lebendigsten und begeistertsten" gewesen, wenn er Menschen in Not habe helfen können.
Haines, ein Ex-Soldat, war unter anderem für die UN auf dem Balkan im Einsatz gewesen. 2013 wurde er in der Nähe eines Flüchtlingslagers im syrischen Atmeh entführt. Der zweifache Vater sollte dort die Auslieferung von Hilfsgütern koordinieren.
Das zweieinhalbminütige Video sei eine "Botschaft an die Alliierten Amerikas", hieß es. Der Brite zahle den Preis für das Versprechen Camerons, die kurdischen Peschmerga-Kämpfer für den Kampf gegen den Islamischen Staat zu bewaffnen.
Wenige Tage vor der Ermordung hatte Haines' Familie die Entführer in einer Botschaft aufgefordert, sie zu kontaktieren - vergeblich. London verweigert wie die USA grundsätzlich die Zahlung von Lösegeld an Terroristen.
Mit den USA und seinen Partnern zusammenarbeiten
Cameron kündigte an, Großbritannien werde eng mit den USA und seinen Partnern in Europa und im Nahen Osten zusammenarbeiten, um den IS in die Knie zu zwingen. Die Kämpfer des IS bezeichnete er als "Monster", die keine Berechtigung hätten, sich als Muslime zu bezeichnen. Der Islam sei eine friedliche Religion. Cameron betonte, die IS-Terroristen planten Anschläge in Großbritannien. "Es hat keinen Sinn, den Kopf zu senken."
Zuvor hatte bereits US-Präsident Barack Obama enge Kooperation und Solidarität erklärt. "Wir werden mit Großbritannien und einer breitgefächerten Koalition von Nationen aus der Region und rund um die Welt zusammenarbeiten, um die Verantwortlichen für diese empörende Tat zur Rechenschaft zu ziehen und diese Bedrohung für die Bevölkerung unserer Länder, der Region und der Welt zu schwächen und zu vernichten", erklärte Obama.
Cameron bezeichnete das in Schottland aufgewachsene Terroropfer David Haines als "britischen Helden". Die Hilfsorganisation ACTED mit Sitz in Paris, für die Haines zuletzt tätig war, zeigte sich über den Tod ihres Mitarbeiters schockiert. "Wir sind absolut entsetzt und entrüstet über die Ermordung von David Haines", heißt es in einer Mitteilung. ACTED verurteile solche Verbrechen mit der größtmöglichen Schärfe.
Anti-Terror-Bündnis.
Die USA schmieden im Kampf gegen die Miliz an einem breiten Anti-Terror-Bündnis. US-Außenminister John Kerry reiste nach Besuchen im Irak, in Jordanien, Saudi-Arabien und der Türkei am Samstag nach Ägypten, um mit Präsident Abdel Fattah al-Sisi sowie dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, über ein gemeinsames Vorgehen zu sprechen. Am Freitag hatte die US-Regierung erstmals von einem Krieg gegen den IS gesprochen.
Obama verteidigte in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache die Strategie, den Militäreinsatz weitgehend auf Luftangriffe und die Ausbildung ausländischer Kräfte für den Bodenkampf gegen den IS zu beschränken. Eine Reihe von Republikanern hatte Obama angelastet, dies reiche nicht aus.
In der saudischen Hafenstadt Dschidda hatten am Donnerstag zehn arabische Staaten erklärt, sie wollten ihren Teil zum Kampf gegen den IS beitragen und die Militäraktion unterstützen. Ägyptens Außenminister Samih Schukri bekräftigte dies am Samstag im Gespräch mit Kerry.
Australien entsendet 600 Soldaten sowie Kampfflugzeuge des Typs Super Hornet, wie Premierminister Tony Abbott nach Medienberichten erklärte. Die Australier sollen schon bald in den Vereinigten Arabischen Emiraten stationiert werden.
dpa/jp/mh - Bild: ho/afp