Inmitten der Ukraine-Krise reist US-Präsident Barack Obama an diesem Dienstag nach Ost-Mitteleuropa. Unmittelbar vor dem Nato-Gipfel in Wales trifft er in der estnischen Hauptstadt Tallinn am Mittwoch die drei baltischen Präsidenten sowie Estlands Regierungschef Taavi Rõivas, um den Nato-Bündnispartnern die Unterstützung Amerikas zu garantieren.
Lettland, Litauen und Estland, aber auch Polen und Rumänien fordern seit Beginn der russischen militärischen Einmischung in der Ukraine mehr Nato-Präsenz in ihren Staaten - aus Sorge um ihre eigenen Grenzen.
Anschließend fliegt Obama zum Nato-Gipfel nach Newport in Wales, wo ab Donnerstag die Ukraine-Krise ebenfalls ganz oben auf der Agenda steht. Dort wird die Schaffung einer "Speerspitze" der bestehenden Schnellen Eingreiftruppe NRF beschlossen, wie Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen ankündigte. Die Nato will künftig innerhalb von zwei, drei Tagen Truppen in östliche Mitgliedsstaaten entsenden können, sofern diese von Russland bedroht werden.
Die Ukraine wirft Russland vor, die Separatisten im Osten mit Waffen und Kämpfern zu unterstützen. Die Führung in Moskau bestreitet das. Der blutige Konflikt dauert seit Mitte April an. Seither sind nach UN-Schätzungen mindestens 2600 Menschen getötet worden.
Beflügelt durch ihre Erfolge im Kampf gegen die ukrainische Armee pochten die prorussischen Separatisten beim Treffen der Ukraine- Kontaktgruppe auf einen Sonderstatus für die Ostukraine. Bei einem vierstündigen Gespräch in der weißrussischen Hauptstadt Minsk tauschten die Konfliktparteien am Montag Positionspapiere aus. Diese sollten geprüft werden, und die Gespräche könnten an diesem Freitag fortgesetzt werden, sagte Separatistenführer Andrej Purgin.
Die Aufständischen wollten bisher einen unabhängigen Staat "Noworossija" (Neurussland). Sie stellten in einem vor dem Treffen bekannt gewordenen Positionspapier mit neun Punkten Bedingungen an Kiew: Sie fordern unter anderem ein Ende des ukrainischen Militäreinsatzes, einen Waffenstillstand und die Freilassung aller Gefangenen. Russland und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vermitteln in der Kontaktgruppe zwischen der ukrainischen Seite und den Aufständischen.
dpa/sh