Der langjährige türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan hat die Präsidentenwahl mit 51,96 Prozent gewonnen. Das teilte die nationale Wahlkommission nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu mit. Der 60-Jährige gewann die Wahl im ersten Wahlgang. Der Gemeinschaftskandidat der beiden größten Oppositionsparteien CHP und MHP, Ekmeleddin Ihsanoglu, lag nach Auszählung von 100 Prozent der Stimmen bei 38,33 Prozent. Der Kandidat der pro-kurdischen HDP, der Kurde Selahattin Demirtas, erzielte der Wahlkommission zufolge 9,71 Prozent.
Nach seinem Sieg bei der Präsidentenwahl in der Türkei hat der noch amtierende Regierungschef Erdogan eine "neue Ära" für das Land angekündigt. Er werde Staatsoberhaupt aller 77 Millionen Türken sein, sagte Erdogan in seiner Siegesrede in Ankara. Die Konflikte der Vergangenheit sollten der "alten Türkei" angehören.
Nach dem Sieg von Recep Tayyip Erdogan beginnt jetzt die Suche nach einem Nachfolger für sein bisheriges Amt als Regierungschef. Auch für den Vorsitz der islamisch-konservativen AKP muss ein Nachfolger gefunden werden. Erwartet wird, dass Erdogan Gefolgsleute auf die beiden Posten setzt.
Erdogan hat deutlich gemacht, dass er als erster vom Volk gewählter Präsident selber die Geschicke der Türkei lenken will. Bislang war das Amt des Staatsoberhauptes vor allem zeremonieller Natur. Kritiker befürchten, dass Erdogan als Präsident seine Macht weiter ausbauen und die Islamisierung der Türkei vorantreiben könnte.
Die EU hat Ministerpräsident Erdogan zum Sieg bei den türkischen Präsidentschaftswahlen gratuliert. Die Türkei sei ein Schlüsselpartner für die Europäische Union, ein wichtiger Handelspartner und ein außenpolitischer Verbündeter, schrieben Kommissionspräsident Barroso und Ratspräsident Van Rompuy am Montag in einer in Brüssel veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.
Beide richteten auch mahnende Worte an Erdogan. Die EU vertraue darauf, dass sich das neue Staatsoberhaupt darum bemühen werde, alle Gruppen, Glaubensrichtungen, Befindlichkeiten, Meinungen und Lebensstile der türkischen Gesellschaft zu respektieren, hiess es. Die Autoren hofften zudem auf weitere Bemühungen um Versöhnung mit der kurdischen Bevölkerung und um eine Beilegung der Streitigkeiten um die Mittelmeerinsel Zypern.
dpa/rkr/sh - Foto: Adem Altan (afp)
Wer Ergogan kennt, weiß, dass er die "mahnenden Worte" eines Barrosos oder Van Rompuy sehr, sehr ernst nehmen und bei jeder politischen Entscheidung in sich gehen und daran denken wird.
Etwa so, wie in den letzten Jahren...
Einen ersten Vorgeschmack hat er ja bereits geliefert, als er bei den Wahlen in Deutschland die deutsche Presse in ihrem eigenen Land nicht zuließ und eine Berichterstattung verhinderte. Hoffnungsvolle Zeichen fürwahr, da darf die EU dann auch mal gratulieren.
Dass sowohl die EU-Kasper als auch die "kultursensiblen" Deutschen sich so in manchen Augen zu Schießbudenfiguren erster Klasse machen, darf dann allerdings auch nicht verwundern.