Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Bürger seines Landes auf einen lang andauernden Kampf gegen palästinensische Milizen im Gazastreifen eingestimmt. Regierung und Streitkräfte werden sich weiter "für eine Veränderung der Realität und Ruhe für all seine Bürger einsetzen", erklärte der Regierungschef zum Auftakt einer Kabinettssitzung am Sonntag.
"Das wird Zeit beanspruchen", fügte er hinzu. Man habe zu keinem Zeitpunkt ein Ende der vor mehr als einem Monat begonnenen Offensive "Zuk Eitan" (Fels in der Brandung) erklärt.
Nach Ablauf einer dreitägigen Feuerpause waren die Kämpfe zwischen Israel und militanten Palästinensern am Freitag wieder aufgeflammt. Auch am Wochenende schossen die Milizen aus Gaza Raketen auf Israel ab. Als Antwort darauf griff Israel Ziele im Gazastreifen aus der Luft an.
Die Intensität des Schlagabtausches blieb allerdings weit unter dem Gewaltpegel der letzten Wochen, als Kämpfer und Zivilisten in Gaza schwere Verluste hinnehmen mussten. Israel griff nach Angaben von Militärsprechern am Wochenende 120 Ziele in Gaza an. Zehn Palästinenser wurden nach Angaben der Rettungsdienste in Gaza getötet, unter ihnen zwei Kinder. Militante Palästinenser schossen im gleichen Zeitraum rund 60 Raketen auf den Süden Israels ab.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Monat sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 1900 Palästinenser getötet und knapp 10.000 verletzt worden. Auf der israelischen Seite starben 64 Soldaten und drei Zivilisten, mehr als 500 Menschen wurden verletzt.
Verhandlungen vor dem Abbruch
Die indirekten Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe in Kairo standen indes am Sonntag vor dem Abbruch. Die Palästinenser - Vertreter der Militanten aus Gaza sowie der Palästinensischen Autonomiebehörde des gemäßigten Präsidenten Mahmud Abbas - drohten mit der Abreise aus Kairo, wenn Israel nicht an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Sie verlangen die Aufhebung der Blockade Gazas durch Israel und Ägypten.
Israel hatte seine Delegation bereits am Freitag aus Kairo abgezogen und will sie erst dann wieder zu den Gesprächen entsenden, wenn die Militanten aus Gaza den Raketenbeschuss eingestellt haben. Der Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri erklärte am Sonntag in Gaza: "Netanjahu hat diese Schlacht verloren, und als Verlierer hat er keinen Anlass, irgendwelche Bedingungen zu diktieren."
Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens appellierten an Israel und die Palästinenser, die Feindseligkeiten sofort einzustellen und Gespräche für eine dauerhafte Feuerpause aufzunehmen. Auch US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister David Cameron verlangten bei einem Telefonat ein Ende der Feindseligkeiten und eine dauerhafte Waffenruhe.
dpa/km - Bild: Baz Ratner/AFP