Die Ukraine hat Russland erneut eine ernste militärische Provokation an der gemeinsamen Grenze vorgeworfen. Eine große Kolonne von Armeefahrzeugen sei bis fast auf ukrainisches Gebiet vorgedrungen, sagte der Vizechef der Präsidialverwaltung in Kiew, Waleri Tschaly, am Samstag. "Sie wollten den totalen Konflikt provozieren", sagte Tschaly.
Präsident Petro Poroschenko berief die Militärführung zu Beratungen ein. Die Gefahr scheine aber vorerst gebannt, sagte Tschaly.
Nahe der Separatistenhochburgen Donezk und Lugansk gingen die Gefechte zwischen Regierungseinheiten und Aufständischen mit unverminderter Härte weiter. Granatsplitter töteten in Lugansk ein sechsjähriges Mädchen, wie die Behörden mitteilten. Sechs weitere Zivilisten wurden verletzt. Hunderttausende seien weiter ohne Strom und Wasser. "Die Lage bleibt kritisch", sagte ein Stadtsprecher.
In Donezk starb bei Schießereien ein Mann, der zwischen die Fronten geraten war. Granaten beschädigten erneut zahlreiche Wohnhäuser, zudem wurden die Oberleitungen vieler Buslinien zerstört. Wegen der Kämpfe ruht auch die Arbeit am Absturzort des malaysischen Flugzeugs MH-17. Die Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wollten so schnell wie möglich nach Grabowo zurückkehren.
Die Ukraine kündigte an, Russland wegen der Unterstützung der Separatisten zu verklagen. Moskau finanziere Terroristen, teilte das Justizministerium in Kiew mit. Russland hatte hingegen stets betont, keinen großen Einfluss auf die militanten Gruppen zu haben.
Klitschko will "sichere und saubere Hauptstadt"
Auf dem von Demonstranten seit Monaten besetzten Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew entfernten unterdessen etwa 200 Reinigungskräfte weitere Barrikaden und auch 20 Lastwagenladungen Müll. "Es ist jetzt an der Zeit dazu", sagte Bürgermeister Vitali Klitschko. Immer mehr Bewohner der Millionenmetropole würden sich über das Protestlager beschweren. "Eine Hauptstadt hat sicher und sauber zu sein", sagte der frühere Boxchampion.
Zahlreiche Demonstranten widersprachen lautstark und entzündeten zum Protest Autoreifen. Die Zelte würden nicht gewaltsam geräumt, versprach Klitschko. "Uns allen ist doch klar, dass wir hier nur gemeinsam etwas erreichen."
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