Die radikal-islamische Terrorgruppe Islamischer Staat erobert immer mehr christliche Ortschaften im Nordirak. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. Frankreich will angesichts des IS-Vormarsches eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates.
Die internationale Gemeinschaft solle mobilisiert werden, um der terroristischen Entwicklung in dem Land entgegenzuwirken, sagte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius. Die Bevölkerung müsse vor nicht hinnehmbaren Übergriffen geschützt werden.
Erst am Wochenende hatten die sunnitischen Extremisten das Hauptsiedlungsgebiet der kurdischen Minderheit der Jesiden überfallen und laut Augenzeugen viele von ihnen getötet.
In der Hauptstadt Bagdad dauerte der Streit um das Amt des Regierungschefs an. Wie das unabhängige Nachrichtenportal "Sumaria News" meldete, soll das Parlament erst am Sonntag wieder zusammenkommen, um über die Wahl des Ministerpräsidenten zu beraten. Ob dann tatsächlich abgestimmt wird, blieb zunächst offen. Die Frist, binnen derer Präsident Fuad Massum einen Politiker mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragen muss, ging eigentlich bis Donnerstag.
Die großen politischen Blöcke streiten sich seit Wochen darum, wer nächster Ministerpräsident wird. Der schiitische Regierungschef Nuri al-Maliki besteht auf eine weitere Amtsperiode. Er beruft sich dabei auf die Wahlen Ende April, bei denen seine Rechtsstaats-Koalition als stärkste Kraft abgeschnitten hatte. Allerdings trifft er bei sunnitischen, kurdischen und auch schiitischen Politikern auf Widerstand.
In der Nacht zum Donnerstag brachten IS-Kämpfer wichtige christliche Regionen unter ihre Kontrolle, darunter die historischen assyrischen Orte Karakosch und Tal Kaif, wie geflohene Bewohner berichteten. Die meisten Familien seien daraufhin in die kurdischen Autonomiegebiete geflohen. Aus Karakosch waren bereits Ende Juni bis zu 15.000 Christen nach Mörserangriffen geflohen, eine Woche später jedoch zum großen Teil wieder in ihre Heimat zurückgekehrt.
Mossul wurde für die Dschihadisten zur Operationsbasis, nachdem die Terrormiliz die Stadt im Juni komplett erobert hatte. In der Region leben zahlreiche Christen und Jesiden.
dpa/sh