Nach einem Amoklauf Ende Februar im Rheinland steht ein 48-jähriger Mann seit Donnerstag vor dem Düsseldorfer Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm dreifachen Mord in zwei Anwaltskanzleien vor sowie drei Mordversuche. Der Angeklagte schloss beim Prozessauftakt eine spätere Aussage nicht aus. "Heute werde ich aber schweigen", sagte er. Nach seiner Festnahme in Goch am Niederrhein hatte der Düsseldorfer die Taten gestanden.
Die Abläufe sind verwirrend, mindestens ein Dutzend Menschen hatte mit dem Angeklagten zu tun gehabt an den drei Tatorten, an denen er am 28. Februar gewütet haben soll. Laut Anklageschrift hat der 48-Jährige in einer Düsseldorfer Kanzlei zwei Anwälte erstochen und in Erkrath eine Anwaltsgehilfin erschossen. Die beiden Büros zündete er an.
Anschließend fuhr er mit dem Auto ins 80 Kilometer entfernte Goch: Dort wollte der Koch Rache an seiner Ex-Chefin üben, heißt es in der Anklage weiter. Doch er wurde in dem Restaurant überwältigt und der Polizei übergeben. Mehrere Menschen wurden verletzt, unter anderem ein im Rollstuhl sitzender Anwalt aus der Erkrather Kanzlei.
Aus Wut darüber, den für ihn zuständigen Anwalt in den Büroräumen nicht angetroffen zu haben, soll der Angeklagte diesem Juristen in den Bauch geschossen und ihn lebensgefährlich verletzt im brennenden Büro zurückgelassen haben. Der 34-Jährige Mann überlebte und war am Donnerstag der erste Zeuge, der in dem Prozess aussagte.
Der Angeklagte habe im Türrahmen gelehnt, die Waffe in der rechten Hand. Schließlich habe er auf ihn gezielt und abgedrückt, sagte der Jurist aus. "Vorher hörte ich die Tür über den Teppich schrappen, meine Kollegin schrie, dann fielen drei Schüsse."
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass finanzielle Schwierigkeiten hinter den Bluttaten stecken. Der Mann war vor drei Jahren wegen Körperverletzung zu Schmerzensgeld und einer Geldstrafe verurteilt worden und finanziell in Schieflage geraten. In dem damaligen Verfahren ging es um eine Ohrfeige, mit der er seiner ehemaligen Chefin in Goch das Trommelfell zerstörte.
Sein Anwalt hatte ihm davon abgeraten, das Geld für ein Berufungsverfahren auszugeben. Damit wollte sich der Mann laut Staatsanwaltschaft nicht abfinden und wechselte nach Erkrath. Doch auch dort fühlte er sich nicht richtig vertreten. Das Landgericht hat für den Prozess bis Ende Oktober 17 Verhandlungstage angesetzt.
dpa