Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hat eine sofortige Waffenruhe an der Absturzstelle von Flug MH17 in der Ostukraine verlangt. Rutte forderte den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko mit Nachdruck auf, die Gefechte zu stoppen, um die humanitäre Arbeit zu ermöglichen, teilte ein Regierungssprecher am Dienstag in Den Haag mit.
Eine große Gruppe niederländischer und australischer Experten, die sich in Donezk bereithält, konnte den dritten Tag in Folge wegen der Kämpfe das Katastrophengebiet nicht erreichen. Sie sollen die dort noch liegenden sterblichen Überreste und das persönliche Eigentum der insgesamt 298 Opfer sichern. Ein Großteil der Toten wurde bereits früher geborgen - die meisten Opfer kamen aus den Niederlanden und wurden inzwischen dorthin zurückgebracht.
Kostbare Zeit gehe verloren, sagte Rutte nach den Worten des Sprechers. Der ukrainische Präsident soll zugesichert haben, alles für den sicheren Zugang der Experten zu tun. Allerdings war nach Berichten vom Dienstag aus der Region genau das Gebiet umkämpft, in dem die Boeing 777-200 der Malaysia Airlines am 17. Juli abgestürzt war - getroffen mutmaßlich von einer Rakete. Die ukrainische Armee sieht sich derzeit auf dem Vormarsch.
In der Ostukraine gingen die Kämpfe zwischen ukrainischen Regierungseinheiten und prorussischen Separatisten unvermindert hart weiter. In der Stadt Gorlowka seien mindestens 31 Zivilisten getötet worden, unter ihnen acht Kinder. Seit Tagen liege der Ort bei Donezk unter Artilleriebeschuss, teilte die Stadtverwaltung am Dienstag mit. Zudem seien 43 Menschen verletzt worden. Armee und Aufständische machten gegenseitig verantwortlich für die zivilen Opfer. Das Militär sprach zudem von mindestens 44 Verletzten in eigenen Reihen.
Bei einem Granateneinschlag in einem Seniorenheim in Lugansk starben der Stadtverwaltung zufolge fünf Menschen. Acht wurden verletzt. Weite Teile der Großstadt seien ohne Gasversorgung und Strom, hieß es. Weiter hartumkämpft war auch die Stadt Schachtjorsk im Gebiet Donezk. Die ukrainische Armee habe dort mindestens vier Luftangriffe auf feindliche Stellungen geflogen, sagte der Kiewer Militärexperte Dmitri Tymtschuk. Schachtjorsk liege unter Minenwerferbeschuss.
dpa/km - Bild: Bulent Kilic/AFP