Drei Wochen nach Beginn der israelischen Militäroperation werden die Kämpfe im Gazastreifen mit immer größerer Härte geführt. Augenzeugen berichteten, die israelischen Bombenangriffe während der Nacht zu Dienstag seien die schlimmsten seit Beginn Militäroffensive gewesen. Mindestens 43 Palästinenser wurden getötet.
Am Vormittag wurde das einzige Elektrizitätswerk des abgeriegelten Mittelmeer-Küstenstreifens von Granaten getroffen. Ein Großfeuer brach aus und das Kraftwerk fiel komplett aus. Palästinenser machten Israel für den Angriff verantwortlich. Die Armee erklärte, der Vorfall werde geprüft. Das Kraftwerk erzeugt Strom für Haushalte, Betriebe, Krankenhäuser und Abwasserpumpen im Gazastreifen.
In der Nacht hatten schwere Bombardements den Gazastreifen erschüttert. Palästinensische Augenzeugen berichteten, das Militär habe aus der Luft, mit Artillerie und von Kriegsschiffen aus geschossen. Nach Medienberichten griff die Armee 150 Ziele an, darunter zwei Kommandozentralen der radikal-islamischen Hamas und vier Waffenlager, die sich in Moscheen befanden sowie Hafenanlagen. Auch das Haus des Hamas-Spitzenpolitikers Ismail Hanija wurde getroffen. Der Funktionär und seine Familie waren zu dem Zeitpunkt nicht dort.
UN-Auffanglager überfüllt
Rund zehn Prozent der Einwohner des Gazastreifens haben mittlerweile Zuflucht in Einrichtungen des UN-Hilfswerks UNRWA gesucht. 182.604 Menschen seien derzeit in 82 Anlaufstellen untergebracht, schrieb ein Sprecher der Organisation auf Twitter. Die israelische Armee rief die Einwohner mehrerer Orte im Gazastreifen zur sofortigen Räumung ihrer Häuser auf. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte, die UN-Organisationen in Gaza seien überfordert und könnten keine zusätzlichen verzweifelten Menschen mehr versorgen.
Militante Palästinenser setzten ihre Angriffe auf den Süden Israels fort. Am Morgen fing das Abwehrsystem eine Rakete über der Stadt Aschkelon ab. In der israelischen Mittelmeermetropole Tel Aviv hatten am Dienstag zum ersten Mal mitten in der Nacht die Alarmsirenen geheult. Zwei Raketen seien nahe Rischon Lezion südöstlich von Tel Aviv eingeschlagen, teilte die Armee mit.
Ungeachtet aller internationalen Appelle für eine Waffenruhe hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Fortsetzung der Militäroffensive angekündigt. "Wir werden den Einsatz nicht beenden, bevor wir die Tunnel (der Hamas) zerstört haben", erklärte er am Montag in einer Fernsehansprache.
Politiker und Künstler besorgt
Führende westliche Nationen forderten eine sofortige, bedingungslose und humanitäre Waffenruhe. Zugleich äußerten sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Staatschef François Hollande, der britische Premier David Cameron und der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi in einer Telefonkonferenz besorgt über das Risiko einer weiteren Eskalation. Auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatte eine "sofortige und bedingungslose humanitäre Waffenruhe" gefordert.
Auch Künstler meldeten sich zu Wort. Der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim (71) äußerte sich zutiefst besorgt. "Alle Kriege gehen eines Tages zu Ende. Doch was wird in Israel und Palästina geschehen, wenn dieser Krieg vorbei ist? Den Hass wird keine politische Verhandlung beseitigen können", sagte der Maestro am Montag in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. In Spanien warfen mehr als einhundert Künstler, darunter die Hollywood-Stars Penélope Cruz und Javier Bardem, Israel Völkermord vor. In einem offenen Brief verlangen Schauspieler, Musiker, Schriftsteller und Kinoregisseure "einen sofortigen Waffenstillstand".
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind seit dem 8. Juli mehr als 1100 Menschen getötet und mehr als 6500 verletzt worden. Die meisten der Opfer seien Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, teilten die Rettungskräfte mit. Nach Angaben des israelischen Militärs starben bis Dienstagmorgen 53 israelische Soldaten, davon rund zehn bei Gefechten Dienstagnacht. Drei Zivilisten kamen bei Angriffen militanter Palästinenser ums Leben.
dpa/km - Bild: Jack Guez/AFP