Der katalanische Politiker Jordi Pujol, eine der Schlüsselfiguren in der jüngeren spanischen Geschichte, hat zugegeben, den Steuerbehörden jahrzehntelang ein Millionenvermögen im Ausland verschwiegen zu haben. Die Gelder seien erst in den vergangenen Tagen dem Finanzamt gemeldet worden, teilte der 84-Jährige in einer Erklärung mit.
Das Geständnis löste bei den Nationalisten in Katalonien (CiU), die Spaniens wirtschaftsstärkste Region regieren, Erschütterung aus. Ministerpräsident Artur Mas bemühte sich zu verhindern, dass der Skandal Schatten auf sein Vorhaben zur Abhaltung eines Referendums über die Unabhängigkeit Kataloniens wirft. "Dies ist eine private Angelegenheit", sagte Mas nach Medienberichten vom Sonntag. Sein politischer Ziehvater Pujol hatte selbst den Anstoß dazu gegeben, dass die CiU einen separatistischen Kurs einschlug.
Pujol hatte dem Widerstand gegen die Franco-Diktatur (1939-1975) angehört und war zeitweise inhaftiert worden. Als Mitbegründer der Parteienallianz CiU spielte er eine Schlüsselrolle bei Spaniens Übergang zur Demokratie. Von 1980 bis 2003 war er katalanischer Regierungschef. Die liberal ausgerichtete CiU verhalf in Madrid mal den Sozialisten unter Felipe González und mal den Konservativen unter José María Aznar zu einer Mehrheit.
Bei dem nicht deklarierten Vermögen handelte es sich nach Worten von Pujol um ein Erbe seines Vaters, des Bankiers Florenci Pujol. Der Wert wird nicht genannt. Die Justiz ermittelt gegen zwei Söhne des Politikers wegen Korruption. Pujol bat um Entschuldigung dafür, dass er das Vertrauen seiner Anhänger enttäuscht habe. Er erklärte sich bereit, mit den Steuerbehörden und der Justiz zusammenzuarbeiten.
dpa/fs - Bild: Quique Garcia (afp)