Blutiges Wochenende in Nahost: Die Bodenoffensive der israelischen Armee fordert immer mehr Todesopfer. Bei israelischen Angriffen in dicht besiedelten Wohngebieten in Gaza sind mindestens 87 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Palästinensische Rettungsdienste zählten allein im Stadtteil Sadschaija 60 Tote, darunter viele Frauen und Kinder.
Augenzeugen sprachen von Dutzenden Leichen, die auf den Straßen lagen. Ein israelischer Militärsprecher bezeichnete Sadschaija als «Hochburg der Hamas». Eine vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz vermittelte Feuerpause hielt nur kurz. Nach israelischen Angaben starben 13 Soldaten.
Der palästinensische Sender Al-Aksa veröffentlichte am Morgen Bilder, die die Zerstörung in Sadschaija zeigen sollen. Darauf sind mehrere Leichen zu sehen, die in den Straßen liegen. Nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte sind unter den Opfern auch ein palästinensischer Kameramann und ein Rettungssanitäter.
Augenzeugen berichteten von dramatischen Szenen in hoffnungslos überfüllten Krankenhäusern im Gazastreifen. Palästinensische Ärzte beklagen einen Mangel an Medikamenten und Ausrüstung bei der Behandlung der vielen Opfer. Die israelische Armee teilte am Sonntag mit, sie errichte ein Feldlager nahe der Grenze zum Gazastreifen. Dort sollen verletzte Palästinenser behandelt werden.
Militante Palästinenser setzten am Sonntag den Beschuss Israels fort. Seit Mitternacht wurden nach Militärangaben rund 30 Raketen auf den Süden des Landes abgefeuert.
Israels Armee will in den kommenden Tagen weiter mit Bodentruppen gegen unterirdische Tunnel im Gazastreifen vorgehen. «Wir haben mehr Soldaten in größeren Gebieten im Einsatz», sagte Militärsprecher Peter Lerner am Sonntag zur Ausweitung der Bodenoffensive. Nach Angaben der israelischen Armee wurden 70 «Terroristen» bei den Gefechten getötet. Bei Israels Suche nach Tunneleingängen im Gazastreifen leiste die Hamas heftigen Widerstand, sagte Lerner. Es gebe schwere Gefechte mit militanten Palästinensern an verschiedenen Orten. Bislang seien 14 Tunnel mit 36 Zugangspunkten gefunden worden. Sie sollten nach gründlicher Untersuchung mit Sprengstoff zum Einstürzen gebracht werden.
Feuerpause in Gaza zusammengebrochen
Eine humanitäre Feuerpause zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas zur Bergung der Toten in der Stadt Gaza ist nach einer knappen Stunde zusammengebrochen. Hamas-Kämpfer hätten das Feuer auf israelische Soldaten eröffnet, sagte eine Armeesprecherin. Daraufhin habe das Militär den Beschuss erwidert. Die Feuerpause war vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) vermittelt worden und sollte am Sonntag von 12.30 MESZ zwei Stunden dauern.
dpa/cd - Bild: Mahmud Hams (afp)