Die Ukraine verfügt nach Angaben ihres Präsidenten Petro Poroschenko über Beweise für einen Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs durch prorussische Separatisten. «Wir haben Satellitenbilder des Abschussortes sowie Fotos und Videos eines Raketenabwehrsystems, was von Waffentransporten aus Russland zeugt», sagte Poroschenko am Sonntag in Kiew.
Er sprach von «unwiderlegbaren» Indizien. «Die Terroristen behindern die Ermittlungen und haben die Flugschreiber an sich genommen, aber das wird sie nicht retten», sagte der prowestliche Staatschef. Die Aufständischen weisen die Vorwürfe zurück. Sie geben der Armee die Schuld an dem Absturz.
Am Absturzort der malaysischen Passagiermaschine im Osten der Ukraine sind schon viele der 298 Opfer geborgen worden. Die Sucharbeiten würden von bewaffneten prorussischen Separatisten überwacht und erheblich behindert. Das sagte ein Sprecher des Zivilschutzministeriums in Kiew.
Sterbliche Überreste nach Tores gebracht
Vom Absturzort der malaysischen Passagiermaschine sind der OSZE zufolge die sterblichen Überreste zahlreicher Opfer zunächst in die ostukrainische Stadt Tores gebracht worden. Drei Kühlwaggons stünden inzwischen auf dem örtlichen Bahnhof, sagte Michael Bociurkiw von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Sonntagnachmittag. Die Waggons sollen bis zum Eintreffen internationaler Experten in Tores bleiben.
Die Führung in Kiew wirft den militanten Gruppen die Vernichtung von Beweisen vor. Die Regierung in Kiew und die prorussischen Separatisten bezichtigen sich gegenseitig, die Maschine abgeschossen zu haben. Bei dem Absturz kamen 298 Menschen ums Leben.
Merkel, Cameron und Hollande drohen Russland mit weiteren Sanktionen
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron haben Russland mit einer Verschärfung der EU-Sanktionen gedroht. Der russische Präsident Wladimir Putin müsse umgehend Druck auf die prorussischen Separatisten in der Ostukraine ausüben, um den Ermittlern einen ungehinderten Zugang zur Absturzstelle von Flug MH17 zu gewährleisten, betonten der Élyséepalast und die britische Regierung nach Telefonaten am Sonntag.
Sollte Russland nicht «unverzüglich die nötigen Maßnahmen ergreifen», werde dies beim EU-Außenministerrat am Dienstag Konsequenzen haben, hieß es in Paris weiter. Die britische Regierung erklärte in London, Cameron habe am Morgen mit Merkel und Hollande gesprochen.
dpa/cd