Israel hat vor einer möglichen Bodenoffensive im Gazastreifen drei Infanteriebrigaden an die Grenze zu dem Palästinensergebiet verlegt. Ein oder zwei weitere Brigaden sollten in den kommenden Tagen zur Verstärkung anrücken, sagte der israelische Armeesprecher Peter Lerner. Die Zahl der Toten bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen stieg nach palästinensischen Angaben am Freitag auf 98.
Erstmals Rakete aus dem Libanon
Der blutige Konflikt droht sich weiter auszuweiten. Erstmals seit Beginn des Schlagabtausches wurde auch aus dem Libanon eine Rakete auf Israel abgefeuert. Lerner bestätigte, ein Geschoss sei in der Nähe der Grenzstadt Metullah gefunden worden. Es gab keine Berichte zu Opfern. Israelische Artillerie habe in den Libanon zurückgeschossen. «Die israelische Armee ist auch an der nördlichen Front in Alarmbereitschaft», sagte Lerner.
In der Hafenstadt Aschdod wurde bei einer palästinensischen Raketensalve eine Tankstelle getroffen; es kam zu einem Brand mit meterhohen Flammen und einer Rauchsäule.
1.100 Ziele im Gazastreifen beschossen
Israel hatte den Militäreinsatz in der Nacht zum Dienstag begonnen, um den ständigen Raketenbeschuss israelischer Ortschaften zu unterbinden. Binnen drei Tagen beschoss die Luftwaffe nach israelischen Angaben 1.100 Ziele im Gazastreifen, die Hälfte davon Raketenabschussrampen.
Auslöser der jüngsten Krise waren der gewaltsame Tod dreier jüdischer Jugendlicher und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen. Die USA, Israel und die EU stufen die Hamas mit ihren Milizen als Terrororganisation ein. Israel sieht die zweitgrößte Palästinensergruppe aber auch als Ordnungsmacht im Gazastreifen.
Obama bietet Vermittlung an
US-Präsident Barack Obama bot eine Vermittlung Washingtons in dem eskalierenden Konflikt an. Die USA seien bereit, ein «Ende der Feindseligkeiten» herbeizuführen, sagte Obama in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu laut einer Mitteilung des Weißen Hauses.
Netanjahu kündigte am Donnerstagabend nach mehr als sechsstündigen Beratungen mit seinem Sicherheitskabinett «weitere Stufen» des Militäreinsatzes gegen die Extremisten im Gazastreifen an. Die Hamas zeigte sich genauso unnachgiebig und erklärte, sie könne den Kampf noch monatelang fortsetzen.
Die Weltgesundheitsorganisation hat vor einem Kollaps der medizinischen Versorgung im Gazastreifen und im Westjordanland gewarnt. Es mangele in den Palästinensergebieten an Medikamenten ebenso wie an Treibstoff für die Generatoren der Krankenhäuser, erklärte die WHO. Bei der Eskalation der Gewalt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas seien vier Kliniken und eine Wasser-Entsalzungsanlage in einem Flüchtlingslager beschädigt worden.
belga/afp/dpa/jp - Bild: Mohammed Abed (belga)