Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ist erneut von Protesten begleitet worden. In São Paulo kam es nach dem Gruppenspiel zwischen Brasilien und Mexiko (0:0) am Dienstagabend beim FIFA-Fanfest zu Tumulten. Die Show musste unterbrochen werden, nachdem einige Fans versucht hatten, auf das mit rund 30.000 Besuchern bereits voll ausgelastete Gelände zu gelangen. Die Polizei versuchte, die Menschen davon abzuhalten.
Bereits vor dem Spiel hatten verärgerte Anhänger Flaschen auf Polizisten geworfen, weil sie nicht mehr zum Fanfest vorgelassen wurden. Ein Beamter sei verletzt worden, berichteten örtliche Medien. Zudem hätten sich in dem Gedränge 15 Fußball-Anhänger leichte Verletzungen zugezogen.
In Rio de Janeiro setzte die Polizei Pfefferspray gegen eine Gruppe von etwa 50 Anti-WM-Demonstranten ein, 15 von ihnen wurden festgenommen, wie die Zeitung "O Globo" online berichtete. Zu der Kundgebung habe eine Gruppe über soziale Netzwerke im Internet aufgerufen. Anlass sei der Jahrestag der großen Proteste gegen die Fahrpreiserhöhungen während des Confederations Cups gewesen, bei denen am 17. Juni 2013 Zehntausende auf die Straße gegangen waren.
Diesmal seien aber nur ein paar Dutzend Demonstranten dem Aufruf gefolgt. Vor der Kundgebung hätten einige der vielen Polizisten sogar Zeit gefunden, sich den Beginn des Spiels auf einem TV-Bildschirm einer Kneipe anzuschauen.
Zusammenstöße zwischen WM-Gegnern und Polizei wurden am Dienstag aus dem WM-Spielort Fortaleza im Nordosten Brasiliens gemeldet. Am Rande der Partie des WM-Gastgebers hatten sich etwa 300 Menschen unterschiedlicher Gruppen versammelt. Die Sicherheitskräfte gingen mit Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor. Es gab rund 30 Festnahmen, berichteten lokale Medien.
Rund 200 Menschen nahmen in Belo Horizonte an einem Anti-WM-Protest teil, der aber friedlich blieb. Der Protest richtete sich auch gegen zu hohe Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr. Die Demonstranten blockierten zeitweise eine Straße. Einige Frauen hatten sich den Slogan "FIFA go home" auf den Bauch geschrieben. Die Polizei ist während der WM in Belo Horizonte mit über 12.000 Beamten im Einsatz. In dem Spielort trafen am Dienstag Belgien und Algerien aufeinander.
Im Zentrum der WM-Stadt Recife räumten Spezialeinheiten der Polizei ein Gelände, das von Besetzern in Beschlag genommen worden war. Sie setzten damit einen Gerichtsbeschluss um. Der Koordinator der "Bewegung Städtische Rechte", Leonardo Cisneiros, berichtete, dass die Polizei Gummigeschosse und Tränengas eingesetzt habe. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verurteilte das Vorgehen der Polizei als unverhältnismäßig.
dpa/okr Bild: Gustavo Andrade (afp)