Die Ukraine hat Russland mit einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht. Hintergrund ist der Vorwurf, dass Moskau die Separatisten in der Ostukraine unterstützt. Falls Russland weiterhin zur Verschärfung der Lage im Osten der Ex-Sowjetrepublik beitrage, müsse die Ukraine zu diesem «äußersten Mittel» greifen, sagte Außenminister Andrej Deschtschiza in Kiew.
Er wünsche sich dies aber nicht, weil sonst wichtige Gespräche mit Moskau schwieriger würden. Russland bestreitet mit Nachdruck, Einfluss auf die Aufständischen im Nachbarland zu haben.
Nach dem Abschuss eines Militärflugzeugs gedachte die Ukraine mit einem Tag der Trauer der 49 toten Soldaten. Fahnen wehten am Sonntag auf Halbmast, und einige Fernsehsender verzichten auf Unterhaltungsshows. In Gottesdiensten beteten Gläubige für die Opfer.
Separatisten hatten die Transportmaschine beim Landemanöver auf den Flughafen der östlichen Stadt Lugansk mit Raketen beschossen. Es ist der schwerste Schlag für die ukrainische Armee seit Beginn ihrer «Anti-Terror-Offensive» gegen Aufständische Mitte April. Der Angriff sorgte weltweit für Bestürzung.
Präsident Petro Poroschenko droht den militanten Gruppen mit «Vergeltung» für den «terroristischen Akt». Die Aufständischen wiesen unterdessen Vorwürfe des Westens zurück, dass sie aus Russland drei Panzer erhalten hätten. Seines Wissens seien die Fahrzeuge aus ukrainischen Depots erbeutet worden, sagte Separatistenführer Andrej Purgin. Die russische Armee habe das Kriegsgerät vom Typ T-64 «längst aussortiert».
Die Sicherheitskräfte setzten ihre Offensive fort. Bei tagelangen Luftangriffen auf Stellungen militanter Gruppen bei Kramatorsk seien mehr als 50 Separatisten getötet und etwa 150 verletzt worden, sagte Armeesprecher Wladislaw Selesnjow. Viele davon seien Kämpfer aus dem benachbarten russischen Konfliktgebiet Nordkaukasus.
Zuletzt hatte es aber häufig abweichende Angaben über Opferzahlen gegeben. Außenminister Deschtschiza warf Russland vor, Nachschub für die Aufständischen über die gemeinsame Grenze nicht zu verhindern. Der Sicherheitsrat in Kiew werde daher an diesem Montag über eine mögliche Schließung der Grenze beraten, sagte er.
Die russisch-ukrainischen Beziehungen haben sich seit dem Machtwechsel in Kiew im Februar stark verschlechtert und sind seitdem reduziert. Vor der russischen Botschaft in Kiew kam es am Samstagabend zu Ausschreitungen. Demonstranten warfen der Regierung in Moskau vor, die Verantwortung für die Gewalt in der Ostukraine zu tragen. Das russische Außenministerium verurteilte die Proteste scharf.
Gasgespräche ergebnislos
In ihrem milliardenschweren Gas-Streit wollten Vertreter beider Länder die Gespräche am Sonntag in Kiew fortsetzen. Die Verhandlungen unter Vermittlung von EU-Energiekommissar Günther Oettinger waren am Vortag ergebnislos vertagt worden.
Russland fordert die Tilgung offener Rechnungen für geliefertes Gas bis Montagmorgen. Die finanziell angeschlagene Ukraine will aber zunächst einen Rabatt aushandeln.
dpa/sd - Bild: Sergei Supinsky (afp)