Bei schweren Gefechten in der Ukraine haben Regierungseinheiten nach eigenen Angaben die prorussischen Separatisten aus dem Zentrum der Großstadt Mariupol vertrieben. Die Armee setzte demnach Granatwerfer und gepanzerte Fahrzeuge ein. Mindestens fünf Aufständische seien getötet und vier Soldaten verletzt worden, teilte Innenminister Arseni Awakow am Freitag mit.
Bei Kämpfen im Gebiet Donezk erlitten die militanten Gruppen dem Verteidigungsministerium zufolge bedeutende Verluste. So seien bei Stepanowka am Vortag mehr als 40 Separatisten getötet worden.
EU gibt 250 Millionen Euro für Ukraine frei
Die EU-Kommission hat im Rahmen eines milliardenschweren Rettungspakets 250 Millionen Euro Finanzhilfe für die krisengeschüttelte Ukraine freigegeben. Mit der Budgethilfe könne Kiew unter anderem Reformen im Justiz- oder Verwaltungsbereich finanzieren, teilte die Behörde am Freitag in Brüssel mit. Im Rahmen des im März angekündigten EU-Pakets von elf Milliarden Euro für die Ukraine stehen insgesamt 355 Millionen Euro für die Stärkung staatlicher Institutionen zur Verfügung. Die nächste Teilzahlung von 105 Millionen Euro soll in den nächsten Monaten fließen.
Elektrozaun
An der Grenze zu Russland brachten Regierungseinheiten nach eigenen Angaben einen rund 120 Kilometer langen Gebietsstreifen unter ihre Kontrolle, den die Grenztruppen aufgegeben hatten. Jedoch sei ein rund 184 Kilometer langer Streifen weiter in der Gewalt der Separatisten, räumte Pawel Schischolin von den Grenztruppen ein. Experten in Kiew schließen nicht aus, dass über diesen Abschnitt aus Russland Waffen an die Aufständischen geliefert werden könnten.
Der Gouverneur von Dnjepropetrowsk, der Milliardär Igor Kolomoiski, schlug den Bau eines 1920 Kilometer langen Elektrozauns mit Stacheldraht und Minen an der gemeinsamen Grenze zu Russland vor. Das rund 100 Millionen Euro teure Projekt sei nötig, um die «aggressive Politik gegenüber der Ukraine» zu stoppen, sagte Kolomoiski.
In Mariupol hätten sich viele Bürger in Kellern in Sicherheit gebracht, berichteten örtliche Medien. "Der Anti-Terror-Einsatz begann im Morgengrauen und dauert an", sagte Innenminister Awakow. Russland kritisierte die Offensive scharf. Statt blutiger Gefechte sei ein Dialog nötig, sagte Moskaus Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Andrej Kelin.
Wegen der andauernden Kämpfe ordnete der ukrainische Präsident Poroschenko den vorübergehenden Umzug der Gebietsverwaltung von der Separatistenhochburg Donezk, wo zahlreiche Gebäude besetzt sind, ins "befreite" Mariupol an. "Der heldenhafte Kampf der ukrainischen Armee hat die Lage in Mariupol stabilisiert", teilte der Staatschef mit.
In Donezk wurden bei der Explosion eines Sprengsatzes drei Menschen getötet und vier verletzt. Unbekannte hatten eine Bombe am Wagen von Separatistenführer Denis Puschilin angebracht, der unverletzt blieb.
dpa/est