Angesichts des Vormarsches radikaler Islamisten berät das irakische Parlament am Donnerstag über die Verhängung des Notstandes. Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat diesen Schritt eingefordert. Damit bekäme der umstrittene schiitische Regierungschef mehr Befugnisse, um in den Konflikt mit den radikalsunnitischen Aufständischen einzugreifen.
Zudem habe Bagdad Washington um Luftunterstützung bei der Bekämpfung der Extremisten gebeten, bestätigten US-Beamte dem Fernsehsender NBC News am Mittwoch (Ortszeit). Beim Sender CNN hieß es, die USA schätzten die Lage als äußerst akut ein und überlegten, welche zusätzliche Hilfe geleistet werden könnte.
Viele Sunniten fühlen sich benachteiligt durch die schiitisch dominierte Regierung. Schon nach dem Abzug der Amerikaner im Dezember 2011 hatte eine Welle der Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten den Irak erschüttert. Innerhalb weniger Stunden bewegten sich Isis-Kämpfer von Nordwesten her in Richtung Bagdad.
Der Vormarsch löste international Entsetzen und Besorgnis aus. Laut Staatsfernsehen verbuchten die Regierungstruppen bei einer Gegenoffensive Erfolge. Isis-Kämpfer hatten am Dienstag zunächst die nordirakische Millionenmetropole Mossul nahezu kampflos eingenommen. Im Verlauf des Mittwochs drangen die Isis-Truppen bis Samara vor, rund 130 Kilometer nördlich von Bagdad. Unterwegs wurden die Regionen Ninive, Anbar und Salah ad-Din erobert.
Widersprüchliche Angaben gab es am Mittwochabend zu Baidschi und Tikrit. Das Staatsfernsehen berichtete von der Rückeroberung der strategisch wichtigen Städte durch Regierungstruppen. In anderen Medien hatte es zuvor geheißen, die Orte seien von den Aufständischen besetzt worden.
In Mossul flohen rund 500 000 Menschen vor den Extremisten. Sie hätten ihre Wohnhäuser aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen verlassen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf mit. Durch Kämpfe habe es unter der Zivilbevölkerung «eine hohe Zahl von Opfern» gegeben.
Die Isis ist eine der radikalsten islamistischen Gruppen im Nahen Osten. Als «Islamischer Staat im Irak und Syrien» kämpft die Gruppe für einen sunnitischen Großstaat zwischen Mittelmeer und Euphrat.
dpa/sh - Bild: Safin Hamed (afp)