Am ersten Tag der Präsidentenwahl ist es in Ägypten relativ friedlich geblieben. Nach Angaben örtlicher Wahlbeobachter kam es am Montag nur in wenigen Vierteln zu Protesten und Störversuchen der Muslimbruderschaft, die zu einem Boykott des Urnengangs aufgerufen hatte.
Vor einigen Wahllokalen detonierten kleine Sprengsätze Marke Eigenbau. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde niemand verletzt.
Die Wahlbeteiligung war in den meisten Bezirken bis zum Mittag eher niedrig. Die Wähler haben noch bis diesen Dienstagabend Zeit, ihre Stimme abzugeben.
Voller Enthusiasmus stellten sich am Morgen vor allem die Anhänger des ehemaligen Militärchefs Abdel Fattah al-Sisi vor den Wahllokalen an. Der Feldmarschall hatte im vergangenen Sommer Präsident Mohammed Mursi gestürzt, der aus der Muslimbruderschaft stammt. Al-Sisi gilt als Favorit. Sein einziger Herausforderer ist der Linkspolitiker Hamdien Sabahi.
Ein Sprengsatz wurde laut Polizei und Augenzeugen vor eine Schule im Kairoer Stadtteil Giza geworfen. In der Oase Fajum erschraken die Wähler, als ein Mann einen Sprengsatz gegen die Mauer einer Grundschule warf, in der abgestimmt wurde. Ein zweiter Sprengsatz sei in Fajum vor einer Schule in einem Müllhaufen versteckt worden, sagte Mohammed Abdel Wahab, ein Wahlbeobachter der Ägyptischen Menschenrechtsorganisation (EOHR). Die Polizei habe die Bombe entschärft. Ein mit Zement verstärkter kleiner Sprengsatz produzierte vor einem Wahllokal in Al-Mahalla Al-Kubra eine große Rauchwolke.
Al-Sisi gehörte zu den ersten Wählern, die im Kairoer Stadtteil Heliopolis zur Stimmabgabe erschienen. Für ihn war es die erste Wahl. Denn als Armeeangehöriger hatte er bislang nicht wählen dürfen. Unter den Wählern, die sich noch vor Öffnung der Wahllokale in die Warteschlangen einreihten, waren besonders viele Frauen. Leichter als sonst hatten es diesmal die Analphabeten. Neben den Namen der Kandidaten wurden erstmals auch Fotos der beiden Bewerber auf die Stimmzettel gedruckt.
Die Muslimbrüder und mehrere Revolutionsgruppen hatten zum Boykott der zweitägigen Wahl aufgerufen. Tausende Anhänger der Islamistenbewegung wurden seit nach dem Umsturz inhaftiert. In der Mittelmeer-Metropole Alexandria löste die Polizei nach Angaben eines Wahlbeobachters zwei Demonstrationen der Muslimbrüder auf. Im Fajum vertrieb die Polizei Demonstranten, die eine Straße blockiert hatten.
Mehr als 53,9 Millionen Ägypter sind wahlberechtigt. Mit ersten Ergebnissen wird am Mittwoch gerechnet. Das offizielle Wahlergebnis soll am 5. Juni verkündet werden.
dpa/sh - Bild: str/afp