Die rechtsgerichtete UKIP setzt Großbritanniens etablierte Parteien unter Druck: Bei den Kommunalwahlen konnten die EU-Gegner vor allem den Konservativen um Premierminister David Cameron Stimmen abnehmen. Britische Politiker quer durchs Parteienspektrum gingen am Freitag davon aus, dass UKIP mit dem Vorsitzenden Nigel Farage auch bei der Europawahl stark abgeschnitten hat. Beide Wahlen fanden am Donnerstag statt, die Ergebnisse für das EU-Parlament, in dem Großbritannien 73 Sitze zustehen, werden aber erst am Sonntagabend bekanntgegeben.
Premierminister Cameron sieht seine Konservativen unter Zugzwang. Die Tories müssten nun zeigen, dass sie Antworten hätten zu Themen wie Einwanderung oder Sozialreformen. "Die Leute wollen, dass wir mehr liefern bei den Themen, die sie frustrieren und die mich frustrieren", teilte er am Freitag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.
UKIP-Chef Farage schloss aus dem starken Abschneiden, dass seine Partei bei der Unterhauswahl im kommenden Jahr eine ernstzunehmende Rolle spielen werde. Auch Experten glauben, dass der Trend sich fortsetzen könnte. "UKIP scheint die Partei im Aufschwung zu sein", sagte die Politikwissenschaftlerin Jane Green von der Universität Manchester der BBC.
In 161 englischen Kommunen waren insgesamt mehr als 4000 Ratssitze zu vergeben. Nachdem rund die Hälfte der Gemeinden am Freitagnachmittag ihr Ergebnis gemeldet hatten, verbuchte UKIP einen Zugewinn von knapp 100 Sitzen. Für eine Mehrheit reichte es aber vorerst in keinem der Rathäuser. Parteichef Farage hatte im Wahlkampf für einen EU-Austritt Großbritanniens und eine Begrenzung der Zuwanderung geworben.
Labour gewann ebenfalls kräftig hinzu und übernahm dem Zwischenergebnis zufolge in fünf Kommunen mehr als bislang die Mehrheit. In einigen für die Partei um Oppositionsführer Ed Miliband traditionell starken Gebieten gingen aber Stimmen verloren. Eine bittere Wahlschlappe zeichnete sich dagegen für Camerons Konservative ab. Sie verloren laut Zwischenergebnis die Mehrheit in 10 Kommunen und insgesamt über 100 Sitze. Ihr liberaldemokratischer Koalitionspartner im Unterhaus büßte ebenfalls viele Stimmen ein.
dpa - Bild: Carl Court (afp)