"Gibt es eigentlich zwischen Eupen und Kerkrade und Würselen noch einen Unterschied, außer, dass es in drei verschiedenen Ländern liegt?", fragt Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Parlaments, der in Würselen bei Aachen lebt.
"Unsere Lebensbedingungen sind die gleichen. Wir arbeiten an den gleichen Arbeitsplätzen, unsere Kinder gehen teilweise auf die gleichen Schulen. Wenn ich Sonntagmorgens beim Delhaize einkaufen gehen will, da fahre ich dahin und wenn am Nachmittag das Eupener Ehepaar ins Aachener Stadttheater gehen will, dann gehen die dahin. Wir leben in einer Region.“
Mit nur 31 Jahren wurde Schulz in Würselen zum Bürgermeister ernannt und über Jahre betrieb er seine eigene Buchhandlung. Heute steht Martin Schulz einem der mächtigsten Parlamente vor - aber das reicht dem 58-Jährigen noch nicht. Europa vom Kopf auf die Füße zu stellen, das will er, und der nächste Kommissionspräsident werden.
Dafür hat sich einiges vorgenommen: Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit - "Ich verstehe natürlich, was das bedeutet für die Menschen, wenn eine ganze Generation mit ihren Lebenschancen für eine Krise bezahlen muss, die sie nicht verursacht haben", Kampf gegen das Spekulantentum - doch es ist die Intransparenz der EU- Institutionen, die ihn am meisten ärgert.
"Wir haben es uns angewöhnt, in Brüssel, in den nationalen Hauptstädten, nur noch in Milliarden zu argumentieren. Mal zehn Milliarden hier, mal fünfzehn Milliarden da, mal fünfzig Milliarden. Für die meisten Menschen ist eine Million Euro unvorstellbar viel Geld und für 95 Prozent aller Menschen sind Tausend Euro extrem viel Geld. Wir müssen darauf achten, dass wir über die Tausend Euro von den Menschen reden, die die brauchen."
Bild: Josep Lago/AFP