Die neue europäische Bankenaufsicht ist optimistisch, bis zu ihrem geplanten Start Anfang November genügend Experten zu finden. "Wir müssen 800 Aufseher rekrutieren. Ich bin zuversichtlich, dass vor dem Termin 4. November ausreichend Fachleute in Frankfurt sein werden", sagte die Chefin der neuen Bankenaufsicht, Danièle Nouy, am Dienstag auf dem "Frankfurt Finance Summit". Bislang habe die Behörde, die unter dem Dach der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelt ist, 8000 Bewerbungen erhalten. Die Anwärter stammten zum großen Teil aus den nationalen Aufsichtsbehörden. Da die Zeit bis zur Übernahme der Aufsicht über Europas Großbanken kurz ist, hatte es Bedenken gegeben, ob die Behörde rechtzeitig genügend qualifizierte Mitarbeiter finden kann.
Nouy bezeichnete die bevorstehende Bankenunion als "historisch". Allerdings müssten noch einige Aufgaben bewältigt werden, um das Ziel der Finanzstabilität zu erreichen: "Zu den kurzfristigen Herausforderungen gehört, das Vertrauen in die Bankbilanzen zu stärken."
Die Französin betonte, dass die künftigen Aufseher unabhängig von nationalen Begehrlichkeiten sein müssten. Sie seien ausschließlich europäischen Interessen verpflichtet. Zudem müsse das Beste aus allen bisherigen nationalen Aufsichtsregeln vereint werden: "Wir wollen, dass die europäische Bankenaufsicht weltweit ein Vorbild sein kann."
EU-Kommissar Michel Barnier unterstrich die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union. In weniger als zwei Jahren habe die Gemeinschaft das Mammutprojekt Bankenunion auf den Weg gebracht. "Das wäre ohne die Zusammenarbeit in der EU nicht möglich gewesen." Wichtiger Nutznießer der Reformen seien Europas Bürger: "Die Bankenunion bedeutet, dass der Steuerzahler nicht mehr in der ersten Reihe steht, wenn Banken gerettet werden müssen."
dpa