Ein Blutbad mit knapp zwei Dutzend Toten hat die Stimmung vor der Volksbefragung über eine Abspaltung der Ostukraine vom Rest des Landes weiter aufgeheizt. Nach Angaben von Innenminister Arsen Awakow starben bei Gefechten in der Großstadt Mariupol etwa 20 prorussische Kämpfer und ein ukrainischer Soldat. Demnach griffen 60 «Terroristen» eine Polizeistation an, die in Flammen aufging.
Auch aus Donezk gab es Berichte über ein Gefecht, bei dem mehrere Menschen verletzt worden seien. In der ganzen Region bereiteten Separatisten unbeirrt ihr für Sonntag geplantes Referendum vor - ungeachtet einer Bitte des russischen Präsidenten Wladimir Putin um Verschiebung.
Der Kremlchef sendete nach zuletzt mäßigenden Tönen ein provozierendes Signal Richtung Kiew und den Westen: Im Anschluss an die traditionelle Militärparade in Moskau zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland reiste er demonstrativ auf die abtrünnige ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim, die Russland im März annektiert hatte.
Mit diesem - international nicht anerkannten - Schritt sei die «historische Wahrheit» wiederhergestellt, sagte Putin in einer kurzen Ansprache im Hafen von Sewastopol. Dort nahm er eine Parade von zehn Kriegsschiffen sowie 70 Kampfflugzeugen und Hubschraubern zum Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus ab.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen nannte Putins ersten Besuch auf der Krim mitten im Ukraine-Konflikt «unangemessen». Die Krim sei nach internationalem Recht weiterhin ukrainisches Gebiet. Die Führung in Kiew sprach von einer «Provokation» und «unverhohlenen Respektlosigkeit». Die Europäische Union plant eine Verschärfung ihrer Sanktionen gegen Russland. Nach Angaben von Diplomaten werden die 28 EU-Außenminister am Montag in Brüssel voraussichtlich zusätzliche Einreiseverbote und Kontensperrungen beschließen.
dpa/cd - Bild: Sergie Supinsky (afp)