Die Situation im Osten der Ukraine hat offenbar einen bürgerkriegsähnlichen Zustand erreicht. Regierungstruppen drangen mit Hubschraubern und Armeefahrzeugen in die Stadt Slawjansk ein und brachten sie teilweise unter ihre Kontrolle. Allerdings meldete die ukrainische Führung Probleme bei der Offensive gegen prorussische Separatisten.
Übergangspräsident Turtschinow räumte ein, die Operation gehe nicht so schnell voran wie gewünscht. Als Grund gab er an, dass die Aktivisten sich in bewohnten Gebieten verschanzten und Zivilisten als Schutzschilde missbrauchten. Auf beiden Seiten soll es Tote und Verletzte geben.
Nach Angaben aus Kiew kamen zwei Piloten ums Leben, als ihre Hubschrauber von pro-russischen Kämpfern abgeschossen wurden. Vier mutmaßliche Schützen wurden festgenommen. Die Separatisten gaben an, auch auf ihrer Seite habe es mehrere Tote gegeben. Die Stadt Slawjansk im Osten der Ukraine wird seit Wochen von Moskau-treuen Milizen kontrolliert. Am Freitagmorgen hatte die ukrainische Armee dort eine Militär-Offensive begonnen.
In der Hafenstadt Odessa kam es unterdessen zu schweren Ausschreitungen zwischen ukrainischen und prorussischen Demonstranten. Dabei sei ein Mensch erschossen worden, teilte die Polizei der Millionenstadt mit. Bei den Straßenschlachten wurden nach ersten Angaben auch mehr als zehn Menschen verletzt. In Odessa, der wichtigsten Hafenstadt der Ukraine, war es bislang vergleichsweise ruhig geblieben.
UN-Sicherheitsrat ruft Sondersitzung zur Ukraine ein
Der UN-Sicherheitsrat will sich noch am Freitag bei einer weiteren Sondersitzung mit der Krise in der Ukraine befassen. Das Treffen sei für 18:00 MESZ angesetzt, teilten die Vereinten Nationen in New York mit. Russland beantragte die Sitzung des mächtigsten UN-Gremiums. Moskau übt scharfe Kritik am militärischen Vorgehen der Ukraine gegen Separatisten in der Stadt Slawjansk.
Der Rat hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrfach Sondersitzungen zur Ukraine abgehalten. Dabei hatten sich einige der 15 Mitglieder teils heftig gestritten. Etwas Greifbares war aber bislang nicht herausgekommen. Einen Resolutionsentwurf, mit dem das Referendum zum Anschluss der Krim an Russland verurteilt werden sollte, hatte Moskau mit seinem Veto blockiert.
OSZE-Mitarbeiter weiter festgehalten
In Slawjansk hält die "Volksmiliz" seit einer Woche mehrere Militärbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fest. Die Männer seien an einen sicheren Ort außerhalb der Kampfzone gebracht worden, sagte ein Milizenführer. Der Angriff des ukrainischen Militärs habe alle Gespräche über einen eventuellen Austausch gegen gefangene Gesinnungsgenossen zunichte gemacht, fügte er hinzu.
Mit deutlichen Worten hat die russische Regierung vor den Folgen des Einsatzes der ukrainischen Armee gegen Separatisten im Osten des Landes gewarnt. Das Vorgehen gegen das eigene Volk führe das Land in die Katastrophe, erklärte Außenminister Lawrow. Auch Präsident Putin verurteilte den Militäreinsatz scharf. Ein Kremlsprecher erklärte, es gebe keine Hoffnung mehr, das Genfer Friedensabkommen zu retten.
br/dpa/mh - Bild: AFP/STR